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OMNIUM GATHERUM – „The Burning Cold“

OMNIUM GATHERUM – „The Burning Cold“ Label: Century Media Records Laufzeit: 51:17 min VÖ: 31.08.2018 Genre: Hoch oben auf

OMNIUM GATHERUM – „The Burning Cold“

OMNIUM GATHERUM – „The Burning Cold“

Label: Century Media Records

Laufzeit: 51:17 min

VÖ: 31.08.2018

Genre: Hoch oben auf dem Gipfel des Melodic Death Metal!

Endlich! Ich rufe es laut hinaus in die Welt! Endlich mal wieder Melodic Death Metal, wie er sein muss, ja nicht anders sein darf. Den gibt es auf dem neuen und insgesamt achten Album „The Burning Cold“ der finnischen weisen Männer von OMNIUM GATHERUM zu hören. Was ist neu? Geht man mit reinen Fakten an die Sache, dann auf jeden Fall die kürzeren Lieder, denn die pegeln sich nicht nur im Mittel zumeist unter fünf Minuten ein, es fehlen auch die langen Monster á la „Everfields“, „White Palace“ oder „Majesty And Silence“. Über allem agiert wie gewohnt Herr Pelkonen mit seinem eigenen und unverwechselbaren Growlen. Allerdings wird das mit uns Beiden in diesem Leben nichts mehr, denn der gute Mann klingt auch dieses Mal so, als sänge er mit vollem Mund.

Bereits der Einstieg mit dem Instrumental „The Burning“ fasst in zwei Minuten die Essenz von OMNIUM GATHERUM zusammen: Musik, die mehr ist als Linien voller Noten, als aneinander gereihte Töne, das ist das zu Emotionen aufgetürmte Licht des Himmels, das zu Melancholie verdichtete Schwarz der Erde, das zu tiefsten Umarmungen der Seele geronnene Feuer unserer Herzen. Das klingt pathetisch – und kann doch die unendliche Weite, Tiefe, Nähe, Wärme von OMNIUM GATHERUM nicht ansatzweise in irgendwie passende Worte fassen. Gerade die Verbindung aus Geschwindigkeit, Melodik und Rhythmik hebt „The Burning Cold“ weit hinaus über das große Gebirge und weit hinein in den Himmel des Meldodic Death Metal. Da ist etwa „Rest in Your Heart“ mit seinen Stakkatoriffs und seinem schweren Groove, zu denen uns Herr Pelkonen nochmal ein Stockwerk tiefer in ganz düstere Gewölbe voller Trauer und Schmerz entführt. Oder das folgende „Over The Battlefield“, das trotz seiner Härte und Schnelligkeit vor allem mit einer unsterblich schönen Melodie und einem sparsam eingesetzten, gerade deshalb aber magischen cleanen Gesang verzaubert. Mittelpunkt der Scheibe ist für mich aber ganz klar das überragende Doppel aus „The Fearless Entity“ und „Be The Sky“. Zunächst finde ich mich auf einem Berg stehend den Sonnenaufgang erleben, mit weit geöffneten Armen und noch weiter geöffneter Seele, bevor mir dann im zweiten Song all die Schönheit dieser Welt zu Füßen gelegt wird. Beide Stücke glänzen mit einer ebenso eigenständigen wie eingängigen Struktur und wissen mit ihrer einzigartigen Melodik zu begeistern, und es sind für mich die beiden Lieder, die am meisten Liebe, Hoffnung und Zuversicht zu atmen vermögen. Wunderschön! In die gleiche Kerbe schlägt das schwere, getragene „The Frontline“ mit seinem reduzierten Gesang und seiner wolkenverhangenen Melancholie. Und dann kommt da dieses Finale mit „Cold“. Ungeachtet der sofort ins Ohr stechenden großen Ähnlichkeit zu Metallicas „One“ ist dieses Stück die Referenz für die neuen OMNIUM GATHERUM – von allem um seines selbst willen repetierten Schweifens befreite, auf ihren tiefen, ehrlichen, emotionalen Kern reduzierte Musik, entblößt, nackt, frei aller effektheischenden Theatralik und das wahre Selbst übertünchenden Tongirlanden. Oder kurz: Omnium Gatherum haben damit ihr eigenes „Only For The Weak“ erschaffen – nicht weil es ein ähnlicher Jahrhunderthit ist (dazu fehlt es für mich am Hitrefrain), sondern weil es mit einer ähnlichen musikalischen Andersartigkeit glänzt!

Insgesamt erstaunt immer wieder die Fähigkeit, Härte mit Melodik zu großartiger, weil wendungsreicher und zu jeder Sekunde interessanter und überraschender Musik zu verbinden, und gerade in den härteren Liedern kommen die melodischen Leadgitarren umso besser zur Geltung. Man merkt zu jeder Sekunde eben nicht, mit welcher Akribie und Hingabe hier Meister ihres Fachs Ideen zu wunderbar komplexen Liedern zusammengefügt haben, die uns beim Hören gerade das genaue Gegenteil vermitteln: Das alles wirkt leicht, fließend, anschmiegsam und eingängig, als hätte es sich gleichsam so selbstverständlich wie natürlich zusammengefügt. Das ist einfach eines: Ganz große Kunst! Und verdammt, wen interessiert es, dass mancher Moment an alte In Flames erinnern mag, es ist umso schöner, dass OMNIUM GATHERUM diese Fähigkeit zum Erschaffen so harter wie mitreißender Death Metal Melancholie in die heutige Zeit transformiert haben. Danke!

Fazit: In dieser Form können wir alle nur hoffen, dass uns OMNIUM GATHERUM noch lange erhalten bleiben – auch wenn ich ein bisschen Angst kriege, wie die überragende Gefühlskunst von „The Burning Cold“ in Zukunft noch zu toppen sein sollte.

Liederliste:

1. The Burning (2:08)
2. Gods Go First (4:31)
3. Refining Fire (5:14)
4. Rest In Your Heart (4:52)
5. Over The Battlefield (4:21)
6. The Fearless Entity (4:44)
7. Be The Sky (4:44)
8. Driven By Conflict (3:57)
9. The Frontline (5:17)
10. Planet Scale (5:44)
11. Cold (5:49)