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ORPHEÉ – „super liquid ice“

ORPHEÉ – „super liquid ice“ Genre: emotionaler und drückender Modern Crossover Rock ORPHEÉ kommen aus Schwerin und legen mit

ORPHEÉ – „super liquid ice“

ORPHEÉ – „super liquid ice“

Genre: emotionaler und drückender Modern Crossover Rock

ORPHEÉ kommen aus Schwerin und legen mit „Super Liquid Ice“ ihr nunmehr drittes Album vor. Zu hören gibt es eine Musik, in der sich Nu Metal, Crossover, Modern Rock, Alternative und ElectroRock zu einem stimmigen Ganzen vereinen. Das beginnt mit den Gitarren. Die sind tiefer gestimmt und äußerst rhythmusorientiert, mit typisch abgehackten Riffs („bend over“, „blowfish“), gerne auch mal fett sägend („explain“, „the final“), oder auch angezerrt emotional klagend („lies“, „It’s over now“). Das setzt sich fort bei Schlagzeug und Bass, deren Auftrag sich in einem Wort zusammenfassen lässt: Groove. Und den erfüllen sie mehr als vorbildlich. Das Schlagzeug agiert äußerst songdienlich, wenn es die Lieder druckvoll und präzise wie ein Uhrwerk antreibt. Dabei gibt es immer wieder überraschende Details, etwa perkussive Elemente („sncr“) oder geschickt eingesetzte Gegentakte auf den Becken („lies“, vor allem aber das grandiose Ridebecken in „blowfish“). Der Bass rüht dazu einen meterdicken Beton an und treibt mit seinem knackigen Spiel Gitarren und Gesang stoisch vor sich her. Nicht zuletzt entwickeln genau deshalb ORPHEÉ eine packende und zwingende Atmosphäre voller Kraft und Eindringlichkeit. Dazu gesellen sich geschickt ind die Musik integrierte elektronische Effekte und breite Synthieflächen. Die wirken erfreulicherweise niemals aufgesetzt, sondern werden sparsam dosiert und punktgenau eingesetzt. Damit werten sie die Songs auf und sorgen für innovative Farbtupfer.

Zwar etwas älter, aber hier ein schöner Einblick in das, wofür ORPHEÉ stehen:

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Und nicht zuletzt ist es der Sänger, der immer wieder in die Vergangenheit führt. Der setzt sich oft rezitativ auf die Rhythmik von Bass und Riffs, hat seine große Stärke aber vor allem in seinem Klargesang. Damit gelingt es ihm, Gefühle und Stimmungen heraufzubeschwören – und was ist von einem Sänger größeres zu erwarten?! Leider agiert er gerade zu Beginn seltsam zurückhaltend und gebremst, was zu Lasten der Dynamik und Intensität geht. Dabei trägt er Inbrunst und Furor in sich (am besten zu sehen oben im Live-Video von „Bug in your head“). Insgesamt erinnert mich der Leo an typische Vertreter wie Korn, Adema, Disturbed, Chevelle, Sub7even, besonders gerne aber an Zak Tell von Clawfinger (Verdammt, wie ich mich freue, dass es die wieder gibt!). Dem sind nur noch die sträflich unterbewerteten Thorn.Eleven (R.I.P.) hinzuzfügen, um den musikalischen Kosmos zu umreißen, in dem ORPHEÉ ihre Umlaufbahnen ziehen. Und mit Liedern wie den gnadenlos groovenden „bend over“ oder dem melodisch fließenden „lies“ beweisen die Herren, dass sie ein Gespür für eingängige und emotional packende Refrains haben. Und dann gibt es mit „I don’t wanna be like you“ (Clawfinger wer?) und „explain“ zwei echte Hits, die sich mit ihrer geradlinigen Rhythmik und ihren wunderschönen Melodien sofort im Schädel festbeißen. All dies wird eingefangen von einem dunklen und basischen Sound, der nicht nur die Instrumente klar herausarbeitet und ihnen ihren Raum zum Entfalten lässt, sondern auch all die elektronischen Effekte und Flächen so dezent wie möglich und dominant wie nötig integriert. Vor allem aber ist das voluminös und druckvoll und lässt so die Energie und Emotionalität der Musik zu jeder Sekunde spüren.

Fazit: ORPHEÉ beweisen mit ihrem neuen Album „super liquid ice“, wie emotionaler und drückender Modern Crossover Rock heute klingt. Dabei sind ORPHEÉ ein echter Anachronismus. Aber genau deshalb sind sie heute wichtiger denn je. Denn Bands wie sie halten ein über Jahre äußerst erfolgreiches Genre harter Musik nicht nur einfach am Leben. Sie zeigen vielmehr, dass es auch heute noch möglich ist, dieser Art von Musik neue Impulse einzuhauchen und so nachzuweisen, wie relevant diese noch sein kann. Und nicht zuletzt schenken uns ORPHEÉ eine Zeitmaschine, mit der sich wunderbar zurückreisen lässt in eine jugendliche Vergangenheit voller naiver Wildheit und überschäumender Lebensfreude. Vor allem aber versprechen sie nicht einfach nur Nostalgie – sie lösen es mitreißend und emotional ein. Da kann ich nur sagen: Glückwunsch meine Herren! Und vielen Dank!

Label: housemaster records

Laufzeit: 43:10 min

VÖ: 10.12.2020

Liederliste:

1. new life (4:17)
2. bend over (3:37)
3. lies (5:37)
4. yes and no (4:00)
5. I don’t wanna be like you (4:06)
6. explain (5:11)
7. scnr (4:12)
8. blowfish (3:44)
9. It’s over now (4:32)
10. the final (3:54)