Party-San Open Air 2022
Nach zwei Jahren Corona bedingter Pause konnte das PARTY.SAN Nummer 26 vom 11.-13. August endlich wieder Fans der extremen
Nach zwei Jahren Corona bedingter Pause konnte das PARTY.SAN Nummer 26 vom 11.-13. August endlich wieder Fans der extremen Metal Klänge Live-haftig die Gehörgänge durchpusten. „HELL IS HERE“ konnte man dieses Jahr wörtlich nehmen. Extreme Hitze mit Temperaturen die gepflegt die 30-Grad Marke knackten, waren für Fans und Crew eine Herausforderung. Die noch reduzierte Festivalkondition tat ihr übriges und verlangte den knapp 9000 Fans alles ab Aber egal, zurück in Schlotheim war das Ziel. Und so entwickelte sich ein feucht-fröhlich organisiertes Klassentreffen, das auf und abseits der Bühne auf gewohntes setzt. Und das Billing ließ kaum Zeit zum verschnaufen…
Donnerstag 11.08.2022
Die Party war schon im vollen Gange als der Metalglory Tross von Stau und nervigen Umleitungen geplagt das Gelände erreichte. Zum Glück wurden Orga und Geländestruktur nicht irgendwelchen Covid-Auflagen unterworfen. Der obligatorische Check-In war eine routinemäßige Angelegenheit. Somit hieß es pünktlich zu HIGH SPIRITS auf dem Gelände und zum Start gleich die Partyvollbedienung. Die hervorragend inszenierte Show mit mächtig traditionellen Achtziger Vibes machte die nervtötende Anreise sofort vergessen. Mit dem Party.San Kontrastprogramm ins Festival starten ist gar nicht soooo schlecht.
Im Zelt zockten im Anschluß bei infernalischen Temperaturen TOTAL HATE eine Show, die schon mal aufzeigte was der heutige (Co-)Headliner gefälligst zu liefern hat: Tiefschwarzen Black Metal. Die irrsinnigen Temperaturen jenseits der 30°C machen es dem ein oder anderem Besucher sichtbar schwer.
Aber wenn SECRETS OF THE MOON zum Festival Farewell rufen, bevor im Herbst nach einer Handvoll ausgewählter Shows final Schluss ist, zollt man doch in Großer Schar Tribut. Eine Dreiviertelstunde Spielzeit bei überlangen Songs lässt nicht viel Raum für Einlagen, daher geht’s recht zackig durch den Backkatalog. Schade, dass der Slot einen stimmungsvolleren Abgang verhindert.
Nach der doomigen Melancholie ist die Südstaaten Dampfwalze EXHORDER der perfekte Wake-Up Call. Die zum Trio eingedampfte Groove-/Thrash Institution bekommt auf dem Party.San an den sechs Saiten kurzfristig tatkräftige Unterstützung von Waldemar Sorychta, der einen Super Job macht. Das sich (deshalb?) die Setlist primär auf Material von „Slaughter in the Vatican“ und „The Law“ stützt ist überwiegend im Sinne der Anwesenden, die die Band gebührend feiern.
Bei den Franzosen ALCEST kühlt es sich dann dankenswerter Weise ab, wenngleich man von nordischer Klirrkälte natürlich weit entfernt ist. Was ALCEST auf der Bühne darbieten ist schon phänomenal. Dazu gesellt sich ein Sonnenuntergang aus dem Reiseprospekt und ein Vollmond in seiner ganzen Pracht, was aus dem Auftritt ein Highlight mit Gänsehaut Faktor macht.
Nicht so melancholisch, aber deshalb nicht minder intensiv geht es dann bei der Black Metal Institution MAYHEM zu Werke, Von „Deathcrush“ bis „Daemon“ geht’s in drei Akten quer durch den Backkatalog. Die Band präsentiert sich überraschend tight. Ob Blck Metal nun zwei Umziehpausen von Attila braucht oder nicht, ist nach dem Gig ein vieldiskutiertes Thema. Aber es passt in das Showkonzept. Das ist schon großes Kino, was MAYHE an diesem Abend liefern. Dementsprechend positiv fallen auch die Resonanzen des mittlerweile doch arg gebeutelten Publikums aus.
Dass die Death Metal Veteranen CANNIBAL CORPSE als Schlusslicht des Abends diese Messlatte heute nicht überspringen können, verwundert doch sehr. Sah auch die ausrastende Meute vor der Bühne wohl nicht so. Auch wenn der Show auf der Bühne am heutigen Tage der letzte Funke Feuer fehlte, CANNIBAL CORPSE sind immer noch eine Liga für sich. Dementsprechend ist das nie wirklich schlecht. Nach „Hammer Smashed face“ hieß es auf der Bühne Schicht im Schacht. Natürlich ging der Tag noch lange i Partyzelt weiter, aber das ist eine andere Geschichte…..
Freitag 12.08.2022
Der Frühshoppen mit KADAVERFICKER fiel für uns aus. Dafür ging es dann mit dem straighten Old-School Schwedentod, den LIK nun mal zocken, gleich in die Vollen. Sympathisch wie am ersten Tag, äh… damals auf der Zeltbühne, machen die Stockholmer bei brütender Mittagshitze alles richtig und sorgen für einen Auftakt nach Maß.
Das MALEVOLENT CREATION leider nicht ganz so geil daher kommen wie gehofft, ist schade. Aber ohne Phil Fasciana, daher als Trio unterwegs, macht das doch einen etwas skurrilen Eindruck. Wäre da nicht noch so eine finnische Kapelle gewesen, wäre der Flop Preis leider früh vergeben gewesen.
Da war der anschließende Speed/Thrash Doppelpack mit ONSLAUGHT und BÜTCHER eine ganz andere Nummer. Kompromisslos auf die Zwölf. Während die Briten das Publikum vor der Hauptbühne nicht nur mit Klassikern wie „Metal Forces“ oder „Power From Hell“ in Verzückung versetzen, verwandeln die Belgier das Zelt mit ihrem von 666 Ziegen gezogenen Streitwagen in eine einzige Partyzone. Fett!
Der Zeltabriss geht mit THRON munter weiter, Die Jungs haben Hummeln im Hintern und jede Menge Spaß. Das überträgt sich natürlich vor die Bühne, Ja, Spaß kann man trotz zahlreicher Dissection Zitate in der Musik auch offen darbieten. Thron liefern den Beweis.
Im Anschluss geht es auf der Hauptbühne mit MESSIAH dann doch etwas gemächlicher zu. Einmal quer durch die Discography hieß das Motto der Schweizer. Folgerichtig gab es das feinste vom „aktuellen“ Longplayer „Fracmont“ bis zu Rausschmeißer „Extreme Cold Weather“. So richtig sprang der Funke leider nicht über, wenngleich es gut gemacht war.
Pünktlich zum Beginn der dunklen Tageszeit setzte bei UADA der funkenflug aber wieder ein. Die Ausstrahlung, Dynamik und Power mit der der Portland Vierer trotz Kapuzenmaskerade ihre Songs darboten ist schlichtweg erhaben zu nennen. Das das Publikum zurecht jede Sekunde des kurzweiligen 45 Minuten Sets frenetisch abfeiert ist vollauf gerechtfertigt.
Das die Dauergäste ASPHYX da noch locker eine Schippe drauflegen konnten haben sicher die wenigsten in dieser Form erwartet. Ein prächtig aufgelegter Martin vanDrunen hatte den rappelvollen Bereich vor der Bühne von Sekunde Eins an fest im Griff. Einige in bestem Deutsch vorgetragene Spitzen auf Sabaton oder Amon Amarth sorgen für kurzweilige Unterhaltung. Das holländische Quartett bedient sich ihrer gesamten Discografie, Begleitet von einer mächtigen Pyro und Lichtshow liefern ASPHYX eine der besten Shows des Festivals ab und werden zurecht abgefeiert.
Nach diesem „Deathhammer“ geht es bei KATATONIA dann deutlich ruhiger zu. Gefeiert und technisch auf höchstem Niveau ist das Set trotzdem so etwas wie die Ruhe vor der finalen Autopsie des Tages.
Das CARCASS sich nicht wirklich anstrengen müssen, um nach einem so Höhepunktreichen Tag das Publikum bei Laune zu halten, liegt vermutlich an der Coolness des kongenialen Gespanns Walker/Steer. Die britischen Vorzeige-Forensiker wissen gekonnt die Stimmung hochzuhalten. Und das, obwohl große Teile des Sets von „Torn Arteries“ und „Surgical Steel“ stammen und eben nicht ausschließlich die Old-School Kerbe bedienen. Mit „Heartwork“ entlässt man das mittlerweile physisch sichtbar ramponierte Publikum in die Nacht.
Samstag 13.08.2022
Wenn mit SLAUGHTERDAY zu einer Festivalunchristlichen Zeit auf die Bretter gehen, dann muss man schonmal die Zähne zusammenbeißen. Das Duo aus Leer zahlt das Investment aber mit einer krachenden dreißig Minuten Show mehr als zurück. Die deutlich gesunkenen Temperaturen des heutigen Tages lassen das Warten auf SAOR mit der ein oder andern Hopfenkaltschale und netten Gesprächen zu einem angenehmen Intermezzo werden. SAOR sind eine dieser ‘Love it or Hate it’ Bands. Dem einen sind die epischen Folk Passagen im Black Metal Zuviel des Guten. Der andere stört sich an den wohlplatzierten Ambientklängen. Und der nächste am Black Metal 😉. SAOR spielen auch nicht an jeder Milchkanne, was das Interesse an der Band zusätzlich befeuert. Ebenso scheint sich In Schlotheim kaum jemand an dem oben erwähnten Stil-MischMasch zu stören, denn das zahlreich erschienen Party.San Publikum vor der Bühne feiert die vierzig Minuten amtlich ab.
Als FLESHCRAWL die bretter erklimmen, wird es emotional. Nach dem tragischen Tod von Sven „Svenson“ Groß hält das deutsche Death Metal Urgestein das Gedenken an seinen ex-Fronter mit zwei großen Porträt Bannern aufrecht. Schade, dass die Band ihren Gig vor relativ wenig Publikum runterzocken muss. Verdient hätten sie eine volle Hütte.
Bei den „VoiVod des Death Metal“, BLOOD INCANTATION, ist die Hütte dann wieder voll. Dabei ist das vertrackte Alien-Todesblei des Denver Vierers alles andere als einfache Kost am dritten Festivaltag. Sänger und Gitarrist Paul Riedel wirkt Live wie eine Reinkarnation von Chuck Shuldiner und lässt diese Reminiszenz auch in den Kompositionen immer wieder durchblicken. Beim Party.San Publikum werden BLOOD INCANTATION mehr als nur wohlwollend zu Kenntnis genommen.
Dagegen wirkt im Anschluss das unmotivierte Krachensemble IMPALED NAZARENE wie die klassische Fehlbesetzung im Billing. Etwas derart Langweiliges und Unmotiviertes ist auf dem Party.San selten auf die Bretter gegangen.
Gegen das was DARK FUNERAL im Anschluss bei einsetzender Dämmerung in Sachen Choreographie und Maskerade abliefern, wirkt jede Behemoth Show wie ein wildes Durcheinander mit Klamotten aus dem Altkleidersack. Das Ist ja per se nicht schlecht, aber schwierig wird das ganze immer dann, wenn die Setlist die Anfangstage der Band aufruft. Dann nämlich passt das ganze Konzept nicht so recht zusammen. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: Die Show leidet letztlich an der Überfrachtung. Schade eigentlich….Overdesigned heisst das neudeutsch, oder?
Overdesigned ist bei BENEDICTION hingegen garnix. Plug and Play nach guter alter englischer Todesbleischule. Dabei stets authentisch bis auf die Unterhose, respektvoll (Würdigung von Dave Hunt), dankbar (Fans, Security und Crew) und 101% gebend. Das sind BENEDICTION Anno 2022. Dave Ingram ist und bleibt eine supercoole Frontsau, die es locker schafft, das mittlerweile müde gespielte Party.San Publikum immer wieder aus der Reserve zu locken. Die Setlist geht einmal komplett durch die Historie der Band, wobei das aktuelle Album „Scriptures“ einen besonderen Stellenwert einnimmt. Ein fetter Sound, Pyros satt und eine bestens aufgelegt Band machen diesen Auftritt zu einer runden Sache und einem DER Höhepunkte des Party.San 2022.
Apropos Höhepunkt: Das Beste kommt zum Schluss? – Das ist sicher Ansichtssache, aber was das Schwedentod Urgestein DISMEMBER zum Abschluss des Party.San auf die Bretter bringt, ist schon ziemlich großes Kino. Nicht ganz so endgeil wie 2019 in Stockholm, aber immer noch sehr geil. Hatten die Jungs 2019 auf dem Scandinavia Death fest vorm Gig noch sichtbar einen Pups in der Hose, wirkte das heuer doch alles mit Kalkül und ziemlich durchgestylt. Ok, das ist jammern auf sehr hohem Niveau, denn die Setlist sprach natürlich für sich. Den Humor hat Frontmann Matti (mit Gipsarm) genauso ins Jahr 22 gerettet wie seine Stimme. Überhaupt, die Band präsentierte sich professionell und in Top-Form. „We are playing a lot of old stuff, because we don’t have new stuff“. Dementsprechend gab es dann eine Setlist, die sich aus Material bis „Death Metal“ zusammensetzte: “Override Of The Overture”, “Dismembered”, “Skinfather”, “Of Fire”, “On Frozen Fields”… Das finale fand das erstklassige Set in dem genialen „Dreaming In Red“; Ein mehr als würdiger Schlusspunkt unter einen sehr guten Gig und den Abschluss des Party.San 2022.
Resümee:
Das Party.San Nummer 26 ist Geschichte und ließ kaum Wünsche offen. Orga, Billing, und as Gelände waren Top wie eh und je.
Besonders Lob und Dank geht an die gesamte Crew vor und hinter der Bühne. Teils den ganzen Tag in praller Sonne ausharren und trotzdem immer mit Unkompliziertheit und einem lächeln glänzen ist aller Ehren wert..
Ebenso gilt der Dank den Machern des Festivals, die Trotz aller (Betriebs-)wirtschaftlichen Widrigkeitkeiten nicht am Fanwohl gespart haben und überdies ein Mega Billing auf die Bretter zaubern konnten. Nach 2 Jahren Corona-Zwangspause wurde am bewährten Konzept festgehalten. Heißt: Kein Geldbeutel haschender Firlefanz zur re-Finanzierung, kein sinnfreier Event SchnickSchnack. Einfach nur drei Tage Metal in bester Atmosphäre! Die loyalen Fans würdigen dies mit Ihrer Treue, trotz wirtschaftlicher Unsicherheit und gestiegenem Ticketpreis von knapp 120 € pro Karte.
Platz vor und abseits der Bühne ist immer noch massig vorhanden, das Infield ist immer noch äußerst großzügig gehalten. So großzügig, dass ein paar Schattenplätze mehr sicherlich zu bewerkstelligen wären 😉
Der Bierpreis von 4 € pro 0,4-Liter-Becher ist absolut vertretbar, ebenso die Preise für das vielfältige Angebot warmer und kalter Speisen auf dem Festivalgelände. Auch die Bereitstellung von kostenlosem Trinkwasserzugängen ist heutzutage selbst bei derart hohen Temperaturen keine Selbstverständlichkeit auf Festivals. Auf dem Party.San hingegen schon.
Und genau aus diesen Gründen kann man jetzt schon mit Vorfreude auf 2023 blicken, wenn es wieder heißt: HELL IS HERE!