Party-San Open Air 2023
Nach den Jahren Corona bedingter Pausen wird der Festivalplaner wieder konstant. Klar, dass das PARTY.SAN, dies Jahr vom 10.-12.
Nach den Jahren Corona bedingter Pausen wird der Festivalplaner wieder konstant. Klar, dass das PARTY.SAN, dies Jahr vom 10.-12. August 2023, für Fans der extremen Metal Klänge einen festen Termin darstellt. Zurück in Schlotheim war das Ziel. Und so entwickelte sich ein feucht-fröhlich organisiertes Klassentreffen, das auf und abseits der Bühne auf gewohntes setzt. Und das Billing ließ kaum Zeit zum Verschnaufen…
Donnerstag 10.08.2023
Die Party war schon im vollen Gange als der Metalglory Tross gut gelaunt das Gelände erreichte. Der obligatorische Check-In war eine routinemäßige Angelegenheit. Somit hieß es pünktlich zu ANGELUS ARPATRIDA auf dem Gelände und zum Start gleich die Partyvollbedienung. Die hervorragend inszenierte Show mit mächtig traditionellen Achtziger Thrash Vibes machte die Anreise sofort vergessen. Mit dem Party.San Kontrastprogramm ins Festival starten ist gar nicht soooo schlecht.
Im Zelt zocken im Anschluß HELLSLAVE eine Show, die schon mal aufzeigt was die heutigen Headliner gefälligst zu liefern haben: Eine amtliche Arschtrittshow.
Wenn DESTRÖYER 666 rufen, zollt man dem Black Thrash in Schlotheim gewöhnlich in Großer Schar Tribut. So auch diesmal. Eine Dreiviertelstunde Spielzeit lässt nicht viel Raum für Einlagen, daher geht’s recht zackig durch den Backkatalog. Auch wenn es nicht schlecht war, so recht wollte der Funke nicht überspringen
Nach der stumpfen Black Thrash Dampfwalze zum Kontrastprogramm der Vorzeigeägyptologen. Die Truppe um Karl Sanders macht es einem Live nicht leicht denn ihr Perfektionismus kann echt nerven. So auch heute, denn bis man mal loslegt hat man 20 Minuten Spielzeit vergempelt. Einige Anwesende feiern die Band gebührend. Wenn die Herren denn mal aus dem Knick kommen, ist das auch alles schön anzuhören, aber es bleibt ein fader Beigeschmack wenn nach 35min Schluss ist.
DEICIDE zünden danach „Legion Komplett mit Flamme heiß“ ein regelrechtes Feuerwerk. Das komplette Legion Album wird mit unglaublicher Präzision Brachial gefeiert. Was ein gut gelaunter Glenn Benton mit seinem Ensemble heute auf die Bühne bringt, ist schon phänomenal.
Da muss sich zum Tagesausklang die Florida Death Metal Institution OBITUARY kräftig strecken. Die Band präsentiert sich auch nach 35 Jahren tight wie eh und je. Das Best-Of Programm bietet alle Klassiker von „Find The Arise“ über „Chopped in Half“ bis hin zum Titeltrack des Debüts. Dementsprechend positiv fallen auch die Resonanzen der ausrastenden Meute vor der Bühne aus. Nach „Slowly we Rot“ hieß es auf der Bühne Schicht im Schacht. Natürlich ging der Tag im Partyzelt noch lange weiter, aber das ist eine andere Geschichte….
Freitag 11.08.2023
Der Frühshoppen mit Be‘Lakor fiel für uns aus. Dafür ging es dann mit dem straighten Old-School Schwedentod, den ENDSEEKER nun mal zocken, gleich in die Vollen. Sympathisch wie am ersten Tag, äh… damals auf der Zeltbühne, machen die Jungs bei brütender Mittagshitze alles richtig und sorgen für einen Auftakt nach Maß.
Das URGEHAL leider nicht ganz so geil daher kommen wie gehofft, ist schade. Aber ohne Nefas macht das doch einen etwas skurrilen Eindruck. Netter Tribute zum zehnten Todestag, aber irgendwie leider auch nicht ganz so geil wie gehofft.
Da war der anschließende Doppelpack mit MIDNIGHT und DECAPITATED eine ganz andere Nummer. Kompromisslos auf die Zwölf. Während die Amis das Publikum vor der Hauptbühne mit Bandklassikern in Verzückung versetzen, verwandeln die Polen den beton vor der Bühne mit vornehmlich neuem Material in eine Partyzone. Fett!
Der Zeltabriss geht mit SIJINN munter weiter. Nach dem Ende von Necros Christos scheinen die Jungs Hummeln im Hintern und jede Menge Spaß im Gesicht zu haben. Das überträgt sich vor die Bühne. Das man ägyptische / orientalische Melodiebögen auch ohne viel Zeitverschwendung für Perfektionismus in die Songs einbauen kann und munter drauf losspielt, beweisen SIJINN eindrucksvoll.
Im Anschluss geht es auf der Hauptbühne mit GRAVE MIASMA weiter, die aufgrund der kurzfristigen Absage von Mantar auf diese gehievt wurden. So richtig sprang der Funke leider nicht über, wenngleich es gut gemacht war.
Pünktlich zum Beginn der dunklen Tageszeit setzte bei DYING FETUS der Funkenflug aber wieder ein. Die Ausstrahlung, Dynamik und Power, mit der die Jungs ihre Songs darbieten ist schlichtweg erhaben zu nennen. Dass das Publikum zurecht jede Sekunde des kurzweiligen Sets frenetisch abfeiert ist vollauf gerechtfertigt.
Dass die Dauergäste HYPOCRISY da noch locker eine Schippe drauflegen konnten, haben sicher die wenigsten in dieser Form erwartet. Ein prächtig aufgelegter Peter Tätgren hatte den rappelvollen Bereich vor der Bühne von Sekunde Eins an fest im Griff. Die Schweden bedienen sich ihrer gesamten Discografie, Begleitet von einer mächtigen Pyro und Lichtshow liefern HYPOCRISY eine der besten Shows des Festivals ab und werden zurecht abgefeiert.
Mit diesem Vorschlaghammer geht Tag 2 zu Ende und man entlässt das mittlerweile physisch sichtbar ramponierte Publikum in die Nacht.
Samstag 12.08.2023
Wenn mit SPEARHEAD eine Bolt Thrower Tribute Band zu einer Festivalunchristlichen Zeit auf die Bretter geht, dann muss man schonmal die Zähne zusammenbeißen. Die Hannoveraner zahlen das Investment aber mit einer krachenden Show mehr als zurück. Selten war das Zelt zu dieser Zeit so brechend voll. Einen Umstand, der sich sicher auch auf die Crowd auf dem Infield auswirkt, wo ATOMWINTER ein apokalyptisches Stelldichein gaben. Die Todeswalze machte dann auch exakt das, was man von ihr erwartete und es gab so richtig schön was auf die noch matschige Birne. Einmal durch die Diskographie und zurück… Herrlich.
Die ein oder anderen Hopfenkaltschale und nette Gesprächen gehören zum P:S:O:A wie die Musik zum Festival. Da kommen die Texaner FROZEN SOUL und die Kanadier von SPECTRAL WOUND gerade recht. Beides rauscht links rein, rechts raus, so dass genügend Platz für nette Pläuschchen bleibt. SKIT SYSTEM spielen nicht an jeder Milchkanne, was das Interesse an der Band zusätzlich befeuert. Der kompromisslose Crustpunk der Skandinavier fräst sich mächtig in die Hirnrinde und hinterlässt vielerorts strahlende Gesichter. In Schlotheim stört sich kaum jemand an einem gelungenen Seitensprung in Genrefremde Gefilde, wenn er denn so gut gemacht ist wie hier.
Als ELLENDE die Bretter erklimmen, wird es emotional: Ambient Black Metal ist ein Genre das beim Verfasser dieser Zeilen so gar nicht zündet. Daher hüllen wir über den Auftritt unserer Alpennachbarn einfach das schwarze Tuch des Schweigens.
Anders verhält es sich da schon mit der nächsten Band im Zelt: THE NIGHT ETERNAL! Die Hütte ist voll bis unters Dach und die Senkrechtstarter Danken es mit einem fulminanten Set. Die Spielfreude ist kaum zu toppen und weil man klassischen Heavy Metal aktuell kaum besser zelebrieren kann, kann man sich hier nur ganz tief verneigen und danken. STORMKEEP haben dann im Anschluss in puncto Kauzigkeit die Nase auf dem diesjährigen PartySan um Meilen vor der Konkurrenz. Melodischer Black Metal, von Ancient bis Dimmu Borgir steht hier auf dem Programm. Die Gandalf-Filzhüte gehören dabei ebenso zum Bandkonzept wie die Nostalgische Anbiederung an die vorgenannten Referenzen. Das kann übelst schief gehen, aber im Falle von STORMKEEP kann man nur attestieren: Mission accomplished! Nach THE NIGHT ETERNAL ein weiteres Highlight auf der Zeltbühne.
Dagegen wirkt im Anschluss das asiatische Urgestein IMPIETY auf mich wie die klassische Fehlbesetzung im Billing – NICHT! Ein derart brachiales Death/Thrash/Black Ungewitter reist mir den imaginären Filzuhut von der Birne und lädt zum hemmungslosen Tänzchen ein. Die Band kommt ganz fett auf die Einkaufsliste. Da ist Nachholbedarf.
IMMOLATION die für Vital Remains auf Billing gehüpft sind, gehören seit Dawn of Possession zu meinen Lieblingen. Leider können die Amis mich heute gar nicht abholen, was aber nicht an der Qualität ihrer Show liegt. Aber irgendwie ist mir gerade nicht nach New Yorker Death Geknatter.
Was ENDSTILLE im Anschluss bei einsetzender Dämmerung abliefern, ist streitbar as Hell. Ist per se nicht schlecht, aber die Schwierigkeiten im Sound wirken sich einfach negativ auf die Musiker letztlich die Gesamte Show aus. Schade? – Ja, nein, vielleicht.
BORKNAGAR gebe ich mir aus der Ferne, um die Show im Gesamtkontext zu genießen. Ein fetter Sound, Lightshow satt und eine bestens aufgelegt Band machen diesen Auftritt zu einer runden Sache und einem DER Höhepunkte der Party.San 2023. RUINS OF BEVERAST, noch völlig geflasht vom Auftritt der Norweger vorher, rauschen einfach an mir vorbei. Ähnlich ergeht es mir mittlerweile mit dem Northern Hyperblast von KATAKLYSM. Die seligen Sorcery oder Mystical Gates Zeiten sind vorüber, aber seit nur noch uninspirierter Einheitsbrei von den Kanadiern kommt, ist die Band unter dem Radar. Da ändert auch der heutige Auftritt nichts dran.
Apropos: Das Beste kommt zum Schluss? – Das ist sicher Ansichtssache, aber was das die norwegische Institution ENSLAVED zum Abschluss des diesjährigen PartySan auf die Bretter zaubern ist für meine Ohren schlichtweg majestätisch. „Vikingligr Veldi“ wird in Gänze Live gezockt. Ivar war vor Jahren nicht sonderlich erzückt von meinen Fragen bezüglich einer Show mit Songs aus den Anfangstagen. Aber heute ist es endlich so weit. Ein bisschen Bammel machte sich schon breit, denn Live haben sie mich nie so überzeugt wie auf Platte. Aber…
Unbegründet! – Super Atmosphäre, eine Band in nahezu beängstigender Perfektion und ein Bandchef in Form von Ivar Björnson, der in überragender Laune war und sich mit lockeren Sprüchen die Sympathien sicherte. ENSLAVED waren schlichtweg brillant. Zum Abschluss ertönte das 16-minütige Opus „793 (Slaget om Lindisfarne)“ vom „Eld“ Album und beendete das PartySan 2023
Resümee:
Besonders Lob und Dank geht an die gesamte Crew, die teils den ganzen Tag in oft praller Sonne ausharrte und trotzdem immer mit Unkompliziertheit und einem lächeln glänzte.
Ebenso an die Macher des Festivals, die Trotz aller (Betriebs-)wirtschaftlicher Widrigkeitkeiten die immer noch existieren nicht am Fanwohl gespart hat und überdies ein Mega Billing auf die Bretter gezaubert hat. Nach den Jahren Corona-Zwangspause wurde am bewährten Konzept festgehalten. Heißt: Kein Geldbeutel haschender Firlefanz, kein Event SchnickSchnack. Einfach nur drei Tage Metal! Die loyalen Fans würdigen dies mit Ihrer Treue, trotz wirtschaftlicher Unsicherheit und gestiegenem Ticketpreis von knapp 120 € pro Karte.
Platz vor und abseits der Bühne ist immer noch massig vorhanden, das Infield ist immer noch äußerst großzügig gehalten. So großzügig, dass ein paar Schattenplätze mehr sicherlich zu bewerkstelligen wären 😉
Der Bierpreis von 4 € pro 0,4-Liter-Becher ist absolut vertretbar, ebenso die Preise für das vielfältige Angebot warmer und kalter Speisen auf dem Festivalgelände. Auch die Bereitstellung von kostenlosem Trinkwasserzugängen ist heutzutage selbst bei derart hohen Temperaturen keine Selbstverständlichkeit auf Festivals. Auf dem Party.San hingegen schon.
Und genau aus diesen Gründen kann man jetzt schon mit Vorfreude auf 2024 blicken, wenn es wieder heißt: HELL IS HERE!