Paul McCartney (GB) – McCartney III
Die derzeit weltweit anhaltende Pandemie hat in diesem Jahr schon so einige Künstler dazu veranlasst die freie Zeit sinnvoll
Die derzeit weltweit anhaltende Pandemie hat in diesem Jahr schon so einige Künstler dazu veranlasst die freie Zeit sinnvoll zu nutzen und neue Songs auf den Weg zu bringen. Auch Paul McCartney, der ja eigentlich im Sommer ein Konzert in Hannover geben sollte, hat die Zeit genutzt und an Songskizzen gearbeitet, die schon länger auf eine Bearbeitung gewartet haben. „Ich lebte mit meiner Familie gerade im Lockdown-Modus auf meiner Farm, und ich ging jeden Tag ins Studio“, berichtet Paul über die Entstehung von Teil III. „Ich hatte ein paar Aufträge, Musik für einen Film, und daraus entstand dann der Eröffnungstitel. Als der jedoch im Kasten war, fragte ich mich, was mache ich nun? Ich hatte ein paar Ansätze, an denen ich im Laufe der Jahre immer mal wieder gearbeitet hatte, nur manchmal fehlt einem einfach die Zeit, um die Dinge zu beenden. Also dachte ich weiter über diese existierenden Ansätze nach. Jeden Tag begann ich die Arbeit mit dem Instrument, auf dem ich das jeweilige Stück geschrieben hatte; danach ergänzte ich dann die weiteren Spuren, was richtig Spaß gemacht hat. Es ging eher darum, für mich selbst Musik zu machen – also nicht so sehr um Songs, die sonst irgendeine Bestimmung hatten oder irgendeinen Dienst erfüllen sollten. Ich machte einfach nur das, worauf ich gerade Lust hatte. Und so war mir auch gar nicht klar, dass daraus mal ein Album werden würde.“
Bereits der Titel ist ikonisch, bezieht er sich doch auf die Alben „I“ (1970) und „II“ (1980) und tritt damit ein Erbe an, das sicherlich nicht das einfachste ist. Beide Alben, inzwischen vierzig bzw. fünfzig Jahre auf dem Buckel, waren ein Novum, ein anderer McCartney als man ihn vorher kannte. Komplett alleine eingespielt, waren sie auch Inspiration für andere Künstler, die sich an der Einfachheit orientierten. „III“ folgt dieser Idee auf wundersame Weise. In diesem Jahr in Sussex aufgenommen, basieren die Songs von McCartney III vor allem auf Live-Takes: mal Gesang und Gitarre, mal Gesang und Klavier, später kombiniert mit ebenfalls von Paul eingespielten Bass- und Schlagzeugparts – und mehr. Inspiriert war die Rückkehr in den DIY-Modus von einem Stück aus den frühen Neunzigern – „When Winter Comes“ (das genau genommen mit Co-Produzent George Martin entstand). Paul ergänzte den Song um eine weitere Passage, woraus der Eröffnungstitel „Long Tailed Winter Bird“ hervorgehen sollte.
„When Winter Comes“ selbst, nunmehr erweitert um das neue Intro „Winter Bird“, sollte schließlich als Schlusspunkt und großes Finale des neuen Albums fungieren. Dabei sind sie divers, bieten elektronische Spielereien genauso, wie rockende Songs und folgen doch der alten Idee. Der erste Höreindruck gerät dann auch noch ein wenig zwiespältig, muss man sich an einige Sounds erst gewöhnen. Doch das war bei den beiden anderen Alben auch schon der Fall. Die Songs „Long Tailed Winter Bird“ und „Winter Bird/When Winter Comes“ bilden den Rahmen für ein außergewöhnliches Album, das so viele unterschiedliche Stimmungen zu präsentieren vermag. Nicht umsonst prangt „Made In Rockdown“ auf dem Sticker, der dieses einzigartige Werk anbiedert. Paul McCartney ist ein Werk gelungen, das modern ist und doch seine Vergangenheit nie so ganz leugnen kann (und vielleicht auch gar nicht will). Es ist das Album eines großen Künstlers, der sich auch mit mittlerweile 78 Jahren versteht neu zu erfinden. Davor kann man nur uneingeschränkt seinen Hut ziehen.
Fazit: Danke Macca.
- Long Tailed Winter Bird
- Find My Way
- Pretty Boys
- Women And Wives
- Lavatory Lil
- Deep Deep Feeling
- Slidin‘
- The Kiss Of Venus
- Seize The Day
- Deep Down
- Winter Bird / When Winter Comes
Label: Capitol Records/Universal Music
VÖ: 18.12.2020
Laufzeit: 44:24 Min.
Herkunft: Großbritannien
Stil: Rock
Webseite: https://www.paulmccartney.com/
Facebook: https://www.facebook.com/PaulMcCartney