Paul Panzer “Midlife Crisis… willkommen auf der dunklen Seite”, 23.04.2022, Swiss Life Hall, Hannover
Es gibt Comedians, die einem zum Lachen bringen, ungläubig mit dem Kopf schütteln lassen, plump und mit dem Brechhammer
Es gibt Comedians, die einem zum Lachen bringen, ungläubig mit dem Kopf schütteln lassen, plump und mit dem Brechhammer vorgehen, verbale Entgleisungen bevorzugen, mit Beleidigungen um sich schmeißen, Randgruppen diskreditieren oder einfach nur langweilig sind. Doch es gibt auch die Comedians, die mit Intelligenz und Einfallsreichtum jede Pointe zum Zünden bringen können. Paul Panzer ist eine Mischung aus alledem. Doch er gehört auch zu der Garde, die nie den Respekt verlieren, sich irgendwie auch aus den schlüpfrigsten Pointen herauszuwinden verstehen. Das bewies er am Samstag Abend in der mit 1200 Zuschauern gefüllten Swiss Life Hall in Hannover.
In seinem „neuen Programm von 2019“ beschäftigt er sich mit der Midlife Crisis, die nur Männer bekommen. „Frauen kriegen die Wechseljahre. Die kriegen wieder so was Leichtes.“ Es geht um Familienleben, die alltäglichen Leiden des Älterwerdens, die er mitleidvoll seufzend zu ertragen vermag. Es ist schon eine Krux mit dem Alter. Dabei klingt Midlife Crisis wie ein Fahrgeschäft auf der Kirmes. „Da klingen andere Erkrankungen fast schon harmlos. So wie das Wort Hämorrhoiden, das könnte auch eine Begrüßung sein oder ein Hotel in Frankreich.“
Eigentlich sollte die Tour schon 2020 stattfinden, doch „Corolla“ kam immer wieder dazwischen. Panzer, dessen Markenzeichen das Lispeln und verbale Stolpern ist, vermittelte das Bild des geplagten Mittfünfzigers, der beim Posen für die Fotografen schnell noch den Bauch einziehen muss. „Da stehst du morgens auf, der Tag kann kommen, hat aber nichts für dich.“ Immer wieder versucht Panzer das Mitgefühl auf seine Seite zu ziehen, aalt sich in dem Gefühl des Nutzlosen. Dabei ist die Krise ja etwas Langwieriges. Denn wir alle wissen ja, dass die Krise die kleine Schwester der Katastrophe ist. „Bei der Katastrophe rennste einmal gegen den Bus, verlierst ein paar Zähne. Aber dann geht es wieder nach oben. Das sieht bei der Krise ganz anders aus.“ Waren in seinen früheren Programmen noch die „schwimmenden Treibminen“ ein Thema, muss er heute enttäuscht und frustriert feststellen, dass selbst die ihn inzwischen beim Schwimmen überholen.
Paul Panzer, bürgerlich Dieter Tappert, vermag es die Lacher auf seine Seite zu ziehen. Doch zwischendurch kommt auch mal die kleine Langeweile auf, wenn seine Ausflüge hin zu den Tattoos der jungen Generation wandern. Seine Tochter Susaska will sich tätowieren lassen: „Aber nur an den Arschinnenseiten. Dann sieht sie nur der Sattel.“ Vor allem die chinesischen Tattoos haben es ihm angetan: „LKW-Fahrer, die umsatteln auf Tätowierer, die dann aus der Bedienungsanleitung für den Blu-ray Player die Schriftzeichen rauslesen. Da steht dann nachher ‚die Linse immer sauber halten‘.“ Mit den verschiedensten Sportarten hat er es probiert. Auch eine Folge der Midlife Crisis. Seitdem ist der Keller voll.
Mit jugendlicher Kleidung, gefärbten Haaren oder dem Kennenlernen junger Mädchen versucht er seinem Alter zu entkommen. „Kennen sie die Seite ‚Reif trifft jung‘? Ich dachte erst es ging um Käse.“ Doch der Mann befindet sich im Ausnahmezustand, der weder mit Töpferkursen noch Kitesurfing bisher die Krise überwinden konnte. „Die Midlife Crisis ist wie die Pubertät – nur ohne Happy End“, weiß der ziemlich mitgenommen wirkende Mann. Wenn die Midlife Crisis auch nur halb so lustig im wahren Leben ist, dann darf sie gerne andauern.
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