Procol Harum, „Still There’ll Be More”-Tour 2018, 23.10.2018, Theater am Aegi, Hannover
Kaum eine andere Band hat bereits auf ihrem Erstwerk einen Welthit zu verzeichnen. Procol Harum, 1967 gegründet, gelang dieses
Kaum eine andere Band hat bereits auf ihrem Erstwerk einen Welthit zu verzeichnen. Procol Harum, 1967 gegründet, gelang dieses Meisterstück. Mit insgesamt 6 Millionen verkauften Singles gehört „A Whiter Shade Of Pale“ zu den 100 besten Songs aller Zeiten. Auch wenn von der einstigen Formation nur noch Oberhaupt Gary Brooker übrig geblieben ist, konnte die Band die knapp 1.000 Fans im gut gefüllten Theater am Aegi sichtlich begeistern.
Altersentsprechend gehörte ich an diesem Abend wohl eher zu den jüngeren Semestern, bekam man doch zwischendurch das Gefühl, dass die meisten Anwesenden die Band bereits 1967 live erlebt haben. Doch was auf der Bühne statt fand hatte nichts von Altherrenrock oder gar Coverband, wie manch üble Zungen gerne zum Besten geben. Brooker war hörbar kraftvoll bei Stimme, intonierte die Songs wie eh und je. Lediglich ein kleines Kratzen in der Stimme wahr zu vernehmen, was den Songs aber eine gewisse Altersmilde auf den Weg gab.
Die Band war von Anfang ihrer Karriere bis in die heutige Zeit stets von klassischer Musik beeinflusst. Doch die letzten Alben haben auch einen deutlichen Blueseinschlag erhalten, was sicherlich auch an Gitarrist Geoffrey Whitehorn (If, Bad Company, Crawler) lag, der auch an diesem Abend mit seinem herrlichen Spiel Akzente setzen konnte. Brooker, ganz Gentleman like, saß in seinem Anzug und inzwischen schütterem Haar an seinem Piano und unterhielt sein Publikum.
Bier und seine Folgen oder auch gerne Anekdoten als die Band hoffiert und mit Champagner und Kaviar überschüttet wurde, gab er zum Besten. Heute, im Bus, gibt es schales Bier und labberige Wurst. Aber nach über 50 Jahren sind sie noch immer hier, wie Brooker stolz verkündet. Vor 15 Jahren hat die Band zum letzten Mal in Hannover gespielt und im Irish Pub den Sieg der englischen Mannschaft gefeiert. Time flies, wie Brooker anmerkt.
Die Band ist glänzend aufeinander eingespielt. So gibt es neben den ganzen ollen Kamellen (oder Hits – ganz wie man will) auch neue Songs vom 2017er Werk „Novum“ oder vom 2003er Album „The Well’s On Fire“ zu hören. Den größten Jubel bekommen natürlich die Hits wie „Homburg“ oder „A Salty Dog“, was sich im Rund des Theaters am Aegi geradezu ausgezeichnet macht. Eine schönere Location hätte sich die Band nicht aussuchen können. Doch man merkt auch, dass es inzwischen nicht mehr ganz so leicht ist ein volles Programm abzuspulen, denn man gönnt sich eine Pause, was aber der Stimmung keinen Abbruch tut.
Brooker zeigt sich neben der Stimme nicht nur als perfekter Entertainer, sondern beweist auch, dass er Musikgeschichte eingeatmet hat. In der Zugabe, „A Whiter Shade Of Pale“ natürlich, beginnt er mit Bach, zeigt auf, dass man auch bei den alten Meistern klauen kann. Doch nicht nur Procol Harum haben sich bei Bach bedient. So ertönt „When A Man Loves A Woman“, erklingt „Senza Una Donna“ und auf Zuruf sogar Bob Marleys „No Woman, No Cry“ – alle inspiriert von Bach, bevor dann der unvermeidliche Rausschmeisser kommt.
So geht ein wunderschöner musikalischer Reigen zu Ende, der angesichts des Tourmottos wohl noch ein wenig weiter gehen wird.
Zu den Bildern geht es hier lang: https://www.metalglory.com/gallery/procol-harum-still-therell-more-tour-2018-23-10-2018-theater-aegi-hannover/
Setliste:
- I Told on You
- Pandora’s Box
- An Old English Dream
- Can’t Say That
- Sunday Morning
- Whaling Stories
- Businessman
- A Salty Dog
- Fires (Which Burnt Brightly)
- Soldier
- Shine On Brightly
- Homburg
- The Only One
- Neighbour
- Grand Hotel
- Cerdes (Outside the Gates Of)
- Conquistador
- A Whiter Shade of Pale (Encore)