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SCORPIONS „Rock Believer World Tour“ – Support: Thundermother in Hannover, ZAG-Arena am 19.05.2023

Eine Welttournee hat diese Band aus Hannover schon immer im Griff gehabt. Wie sollte es auch anders sein, dass

SCORPIONS „Rock Believer World Tour“ – Support: Thundermother in Hannover, ZAG-Arena am 19.05.2023

Eine Welttournee hat diese Band aus Hannover schon immer im Griff gehabt. Wie sollte es auch anders sein, dass gerade in der Geburtsstadt ein Gig anders verlaufen sollte?! Oder hat irgendjemand daran gezweifelt, dass auch diesmal die Arena ausverkauft sein würde?! Wenn die SCROPIONS schon mal nach einer 13-jährigen Pause in der Landeshauptstadt nicht nur zu einem Presse- oder Werbetermin auftauchen, dann nehmen es die Fans gern an.


Die Show? Kein großartiges „Schickimicki“, kein Pyro, Feuer oder was weiß ich, dafür aber megafette Screens, sowohl an den Seiten der Bühne als auch hinter Drummer Mikkey Dee. So kann sich wohl niemand mehr beschweren überhaupt nichts von der Band an diesem Abend mitbekommen zu haben. Dazu ein fetter, druckvoller Sound und ordentlich auf die große Halle programmierte Lichteffekte.

Doch bevor die alten Rocker ihr gut 90-minütiges Set zum Besten geben konnten, durften die schwedischen, jungen Damen THUNDERMOTHER die Meute anheizen. Und siehe da, die einmal mehr drei neuen im Team von Filippa lassen sich nicht anmerken, dass hier keine langjährigen „Freundinnen“ zusammen agieren. Zudem zeigen sie bereits mit dem Opener „Loud and Free“, dass sie einheizen.

Sie nehmen die Möglichkeit wahr, um sich einem sehr großen Publikum vorzustellen. Bedenkt man, dass die Damen noch vor paar Jahren an den Ricklinger Teichen oder im Musikzentrum dieser Stadt agierten, so ist das hier schon eine komplett andere Duftmarke. Doch die Erfahrung der Band, die sie bereits auf der Amerika-Tour als Support von den Scorpions gesammelt haben, zahlt sich aus. Nicht nur, weil sie eben wissen ihren Hard Rock an die Fans zu bringen, sondern weil sie sich in ihren gut 40 Minuten ordentlich ins Zeug legen.

Ob mit ihren Heavy-Rock-Stücken oder den etwas bluesig-angehauchten als auch den eher simplen AC/DC-like-Riffs – es wird alles andere als langweilig bei Songs wie u.a. „Watch Out“, „Driving in Style“ oder „Shoot to Kill“. Sie binden sogar das Publikum, in der komplett gefüllten und mit 11.000 Fans ausverkauften Arena, mit ein und zollen allemal Respekt für die Legende zu eröffnen.

Pünktlich um 21:15 Uhr wurden die beiden fetten Banner SCORPIONS & „Are You Ready To Rock?“ während der ersten Töne von „Gas in The Tank“ runtergelassen und die riesige Bühne wurde endlich sichtbar; daneben die riesigen Screens, die jede Bewegung der Band, ob vom Nahem oder als Ganzes aufzeigte.


Und auch wenn man anfangs den Verdacht hat, dass der Gesang zu leise rüberkommt und vor allen Dingen Klaus eher zurückhaltend wirkt, so lässt dies alles mit der Zeit nach. Klaus braucht zwar ein wenig Zeit und schafft es sich auch ein paar Pausen zu gönnen, wie bereits auch bei „The Zoo“, um zwischendurch Drumsticks in die Menge zu werfen. Spätestens beim instrumentalen Track „Coast To Coast“ geht es ordentlich ab, auch Klaus lässt es sich nicht nehmen die Band mit einem zusätzlichen Gitarrensound zu ergänzen.

Ab diesem Moment war der Bann gebrochen und die Zeit verging (leider!) viel schneller. Ob nun mit den neuen Stücken wie „Seventh Son“ oder „Peacemaker“, die mitunter auch im Hannoverschen Studio entstanden oder eben den Klassikern wie „Bad Boys Running Wild“. Die Scorpions lassen nichts zu, um zu improvisieren oder auszubrechen, alles geht wie einstudiert über die Bühne; ein eben eingespieltes Team. Danach durften Klaus und Rudolf eine kurze Pause einlegen, um zu verschnaufen und neue „Klamotten“ zu holen. Aber Matthias Jabs durfte „Delicate Dance“ mit Pawel, Mikkey und dem langjährigen Gitarrentech Ingo Powitzer zum Besten geben.


Es folgten die beiden Balladen „Send Me an Angel“, welches ein Meer an Handy-Leuchten als auch Feuerzeugen in der Arena nach sich zog, wie auch anschließend die „ukrainische“ Version von „Wind of Change“; einige waren den Tränen nahe. Abgeschlossen wurden die 90er mit dem dritten „Crazy World“-Hit „Tease Me Please Me“.



Auch wenn das neue Stück „Rock Believer“ nicht zu zünden schien, so deutete sich hier deutlich die härtere Richtung in der Show an, was auch ordentlich mit dem Bass- und Drumsolo „New Vision“ eingeläutet worden ist; derart bedrohlich brummend, dass die Arena bebte. Mikkeys Drumsolo ist seit Jahren weltberühmt, auch wenn er sich hier nun etwas länger austoben durfte, als noch zu Lemmys-Zeiten. Und er war auch der einzige, der die ganze Show über keine Verschnaufpause bekommen hat, denn das Drumsolo ging sofort in den Megaklassiker „Blackout“ über, um anschließend mit „Big City Nights“ den Abend abzurunden. Dass gerade diese Heavy-Nummern etliche von ihren Sitzen rissen, dürfte klar sein.

Was ein wenig die Laune trübt, ist die Tatsache, dass es dennoch das übliche Standardprogramm des gut 90 Minuten-Sets gab, wie in jeder anderen Stadt dieser Welttour. Obwohl oder eben gerade weil es Hannover-Rock-City ist, hätte es auch einen gewissen Bonus oder etwas Spezielles (ob als Medley, Akustik-Part, Anekdoten o.ä.) geben dürfen – oder zumindest ein wenig Abwechslung in der Setlist. Auch die zu oft angesetzten Ansprachen von Klaus auf Englisch wirkten eher unpassend, unabhängig davon, dass man ihn auch eben so auf der Bühne kennt. 
Und Rockklischees hin oder her, diese Herren haben einiges auf dem Buckel und rocken dennoch ordentlich. Doch damit nicht genug, schließlich mussten noch „Still Loving You“ (ein Genuss) und dann der Megahit „Rock You Like A Hurricane“ auf die Fans (gefühltes Durchschnittsalter an diesem Abend um die 55+) losgelassen werden, um sie freudestrahlend nach Hause zu schicken.

Setlist in Hannover (und -leider- überall auf dieser Tour): 
(Titel/Album):

Gas in the Tank (Rock Believer)
Make It Real (Animal Magnetism)
The Zoo (Animal Magnetism)
Coast to Coast (Lovedrive)
Seventh Sun (Rock Believer)
Peacemaker (Rock Believer)
Bad Boys Running Wild (Love At First Thing)
Delicate Dance 
Send Me an Angel (Crazy World)
Wind of Change (Crazy World)
Tease Me Please Me (Crazy World)
Rock Believer (Rock Believer)
New Vision (Bass und Drumsolo)
Blackout (Blackout)
Big City Nights (Love At First Thing)
Zugabe:
Still Loving You (Love At First Thing)
Rock You Like a Hurricane (Love At First Thing)

 

Bericht: Arthur, Bilder: Christoph

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