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SKOTOFOBIN – „Stadt“ (EP)

SKOTOFOBIN – „Stadt“ (EP) Label: Eigenveröffentlichung Laufzeit: 21:46 min VÖ: 22.09.2019 Genre: Industrial Rock – packend, verstörend, unbequem –

SKOTOFOBIN – „Stadt“ (EP)

SKOTOFOBIN – „Stadt“ (EP)

Label: Eigenveröffentlichung

Laufzeit: 21:46 min

VÖ: 22.09.2019

Genre: Industrial Rock – packend, verstörend, unbequem – grandios!

SKOTOFOBIN und ihr Debüt „Stadt“ sind der neueste Streich der beiden Herren Schwarzensee und Schwarzmaler. Die haben bereits mit ihrer Hauptband Schwarzach und ihrem letzten Album „Sieben Seelen“ vor zwei Jahren gezeigt, wie sich Black Metal mit deutschem Gesang und einer schicken Industrial-Patina zu einer packenden und intensiven Reise voller Dunkelheit, Sturm und Gewalt verdichten lässt. SKOTOFOBIN zeigt nun, wie die beiden Herren ihre künstlerischen Visionen so konsequent wie neu weiterführen. Dabei erweist sich SKOTOFOBIN als musikalischer Zwilling von Schwarzach, der dem Original in seiner grundsätzlichen Intensität und düsteren Grundhaltung in nichts nachsteht. Die vier Lieder bieten harten Industrial Rock. Der gibt sich düster, zupackend und verdammt eingängig. Vor allem im eröffnenden „Das Leben der Toten“ und dem folgenden „Die Kampfzone“ folgen auf maschinell vorgetragene Textzeilen wunderbar einprägsame Refrains, die sich unbarmherzig in mein Hirn bohren, dort festkrallen und sich mit brutaler Vehemenz gegen ein Abschütteln wehren.

Bestimmt wird die Musik von einem typisch hämmernden Elektrogroove, der die Stücke eisern und unbeirrt voranpeitscht und Instrumente wie Gesang erbarmungslos vor sich her treibt. Auf diesem stoischen Stakkato reiten massive Rhythmen, die auf brachialen Gitarrenriffs und Synthiebeats basieren. Diese dichte Masse wird immer wieder ergänzt und aufgebrochen durch überraschende Details. So beginnt alles mit einem beunruhigenden Ausschnitt aus einem Dokumentarfilm zum Drogenhandel im Frankfurter Bahnhofsviertel. Gesprochene Passagen lockern auch die restlichen Stücke auf, während im abschließenden „Unser Goldjunge“ zusätzlich eine fein ziselierte Synthiemelodie und ein sich bis ins Unerträgliche aufbauender Kinderchor für Gänsehaut sorgen. Das alles ist zudem eingebettet in geschickt eingesetzte Tempowechsel und laut-leise-Dynamiken.

Kernstück von SKOTOFOBIN ist jedoch der Gesang. Damit meine ich nicht nur die Stimme, sondern das inhaltliche Konzept, das sich aus der Kehle Herrn Schwarzmalers hervorbricht. Der erinnert in seiner energetischen und zwingenden Manie und seiner krächzenden Akzentuierung an Schwarzach – und das ist gut so! Stimme und Inhalt bilden eine ganz eigene unheilvolle Allianz, und es berührt tief, wie sehr sich Gesang, Musik und textlicher Überbau zu einer symbiotischen Einheit verbinden. Die Stadt, ja Urbanität als menschlicher, und dabei vor allem unser westlicher Lebensentwurf an sich, wird hier anhand aktueller Beobachtungen und Interpretationen als etwas zutiefst Beunruhigendes, Abweisendes, Hoffnungsloses offenbart. Die Texte sind schonungslos, klar und unmissverständlich, und ich finde in all diesen Worten nichts, was schön ist, was umarmt, labt oder tröstet. Im Gegenteil. SKOTOFOBIN ist bedrückend, beklemmend und bedrohlich und in seiner Gesamtheit aus Text und Musik zutiefst unbequem. Und das soll den Herren erstmal jemand in dieser verdichteten Kompaktheit nachmachen.

Fazit: SKOTOFOBIN haben mit ihrem Debüt „Stadt“ ein komplexes und intensives Stück Musik erschaffen. Ihr Industrial Rock wird Fans von Godflesh, Front Line Assembly, The Young Gods oder KMFDM gefallen. Besonders wird SKOTOFOBIN durch die enge Verbindung aus Musik und deutschen Texten. Das ist mitreißend drastisch und in seiner unmissverständlichen Negativität irgendwie auch unwiderstehlich. Das zu hören braucht Willen, dafür wird man aber belohnt mit einem einzigartig packenden Hörerlebnis. Also: Sich trauen und reinhören!

Liederliste:

1. Das Leben der Toten (5:13)
2. Die Kampfzone (5:34)
3. Unser Goldjunge (5:27)
4. Bis auf Weiteres (5:32)