Steve Vai (USA) – Inviolate
Im Laufe seiner mehr als 40-jährigen Karriere hat Steve Vai regelmäßig das scheinbar Unmögliche in etwas sehr, sehr Mögliches
Im Laufe seiner mehr als 40-jährigen Karriere hat Steve Vai regelmäßig das scheinbar Unmögliche in etwas sehr, sehr Mögliches verwandelt… was im Grunde ganz schön unverschämt ist. Von seinen Tagen als Frank Zappa „Stunt-Gitarrist“ bis hin zu seinen neueren, expansiven und forschenden Soloarbeiten hat Vai immer wieder die Vorstellungen von traditionellem Gitarrenspiel und Komposition in Frage gestellt – und bei mehr als einer Gelegenheit sogar selbst das Instrument neu erfunden. Was, wie er zugibt, nicht unbedingt seine Absicht ist. „Ich sitze nicht herum und sage: ‚Okay, was kann ich jetzt tun, um Grenzen zu überschreitet'“, erklärt Vai seine Herangehensweise an die Gitarre. „Was ich zu mir selbst sage, ist: ‚Okay, Vai – was wirst du jetzt tun, das dich interessieren wird, das dich faszinieren wird und das anders ist als alles, was du bisher gemacht hast?“ Ob als Solokünstler, als Mitglied bei Whitesnake oder David Lee Roth – überall hat er eine deutliche Handschrift hinterlassen und war sofort zu erkennen. „Inviolate“ ist nun sein 10. Soloalbum.
Steve hat im Laufe seiner langen Karriere schon häufig Unmögliches möglich gemacht, hat dabei aber nie das Gespür für den Song vergessen. Reines Gefrickel, das nur seine Virtuosität in den Vordergrund stellt, hat er schon lange abgelegt. Auch „Inviolate“ folgt den Spuren des großen Songwritings. Der Wunsch, diese Songs auf die Bühne zu bringen, stand im Mittelpunkt des Konzepts von „Inviolate“. Zu Beginn der Pandemie war Vai mit den Aufnahmen für ein ganz anderes Album beschäftigt, das hauptsächlich aus akustischen Solosongs mit Gesang bestand. Aber wie wir alle in den letzten Jahren gelernt haben, hat das Universum manchmal andere Pläne für uns. In Vais Fall war er nicht nur mit einem, sondern gleich mit zwei ernsthaften Leiden außer Gefecht gesetzt – drei gerissene Sehnen in seiner rechten Schulter, die operiert werden mussten, und ein Anfall von schnellendem Finger (Triggerfinger) in seinem linken Daumen, was es ihm äußerst schwer machte, sein Instrument zu spielen. Als er den Genesungsprozess hinter sich gebracht hatte, begann sich die Welt wieder zu öffnen und er blickte – ziemlich aufgeregt – auf eine Liste von mehr als 200 Tourdaten. Und so wurde das Akustik-Album auf Eis gelegt und das deutlich mehr für die Bühne gemachte „Inviolate“ entstand. Und natürlich ist es einfach, sich vorzustellen, wie Vai und seine Band im Jahr 2022 zu den elektrisierenden Klängen auf die Bühne stürmen. Über seine Klasse als Gitarrist muss man hier sicher keine Worte mehr verlieren, gehört er doch zu einflussreichsten Gitarristen weltweit, dem aber nie wirklich jemand das Wasser reichen konnte. Seine Gitarre erzählt Geschichten, erschafft Welten, die einzigartig sind und vermag es den Hörer auf eine ganz eigene Reise mitzunehmen. Dabei spielt Stillstand bei ihm keine Rolle, geht es doch immer um Weiterentwicklung und Innovation. Ein treffendes Beispiel dafür ist der Opener „Teeth Of The Hydra“, eine gewundene, Latin-Fusion-angehauchte Komposition, die Vai mit einer einzigartigen Spezialgitarre schrieb und aufnahm, die er Hydra nannte. Aber die Hydra als bloße Gitarre zu bezeichnen, wäre viel, viel zu kurz gegriffen. Die Hydra wurde in Zusammenarbeit mit den Designern der Firma Hoshino (Ibanez) gebaut und basiert auf einer „Steampunk-Motiv“-Idee von Vai. Sie ist ein Biest von einem Instrument – eine einteilige Kreatur mit zwei Köpfen und drei Hälsen, die unter anderem mit einer sieben- und 12-saitigen Gitarren, einem viersaitigen Bass, Harfensaiten, halbfreien Hälsen, Single-Coil-, Humbucking-, Piezo- und Sustainer-Tonabnehmern, schwebenden und Hardtail-Tremolo-Brücken, Phasensplitter und vielem, vielem mehr gespickt ist. „Es ist eine unglaublich gut gebaute Maschine“, sagt Vai. „Ich habe den Jungs bei Hoshino gesagt: ‚Alles, was ihr für konventionell haltet, macht das nicht. Das war eine Gelegenheit, brutale Kreativität auszuleben. Und sie sind darüber hinausgegangen.“ Alleine nur dadurch wird das Album zu einer Innovation des Gitarrenspiels, setzt Maßstäbe und zeigt wieder einmal die Einzigartigkeit von Steve Vai auf.
Fazit: Immer noch eine ganz eigene Klasse für sich.
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Teeth of the Hydra
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Zeus in Chains
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Little Pretty
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Candlepower
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Apollo In Color
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Avalancha
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Greenish Blues
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Knappsack
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Sandman Cloud Mist
Label: Favored Nations/Mascot Records
VÖ: 28.01.2022
Laufzeit: 46:40 Min.
Herkunft: USA
Stil: Instrumental
Webseite: https://www.vai.com
Facebook: https://www.facebook.com/stevevai