TESTAMENT, Dieth – „TITANS OF CREATION European Summer Tour“ am 16.06.2023 in Hannover, Capitol
Ein Abend, den man nicht so schnell wieder vergessen wird – totaler Abriss!TESTAMENT gastierten in der niedersächsischen Landeshauptstadt, im
Ein Abend, den man nicht so schnell wieder vergessen wird – totaler Abriss!
TESTAMENT gastierten in der niedersächsischen Landeshauptstadt, im Capitol und boten eine herausragende Vorstellung. Und dies mit einigen „surprises“, weil es der letzte Tag der Headliner-Club-Shows der ausgiebigen „TITANS OF CREATION European Summer Festival Tour“ der Bay Area-Thrasher gewesen ist.
Dabei stand der Abend in Hannover -anfangs- nicht unter einem guten Zeichen.
Schließlich mussten gerade EXODUS die komplette Tour canceln, dann stand fest, dass VOIVOD nur beim Gig in Hannover nicht mitmischen würden, weil sie gleichzeitig beim HellFest einen Slot erhalten hatten. Zu guter Letzt hatte Dave Lombardo (Schlagzeug) Anfang des Jahres verkündet, dass er bei den Europaterminen nicht dabei sein wird und darüber hinaus wurde kurz vor Anfang der Tour bekannt, dass Alex Skolnick (Gitarre) aus familiären Gründen nicht dabei sein würde – und so durch Phil Demmel ersetzt worden war. Am Schlagzeug durfte der sehr junge Chris Dovas die Verantwortung übernehmen (der hier übrigens präzise und druckvoll agierte), also kein Gene Hoglan, Jon Dette oder Paul Bostaph.
Zum großen Glück ist Alex zu den letzten Terminen der Tour noch hinzugestoßen, somit auch für die Fans in Hannover; gilt doch gerade er, als der Ausnahmemusiker in dieser Band – und das hat er einmal mehr auch hier unter Beweis gestellt. Er ist regelrecht verliebt in seine Sologitarrenparts.
Doch auch sonst passte hier in Hannover alles, in den fast 100 Minuten Gesamtspielzeit. Sound war druckvoll, ausgewogen und klar, das Licht besonders gut abgestimmt auf den jeweiligen, einzelnen Track – von düster bis bunt, alles dabei. Die Band wirkte sehr gut auf einander eingespielt, mit voller Leidenschaft dabei und ließ sich überhaupt nicht anmerken, dass ihnen bereits etliche Shows in den Konchen sitzen. Allen voran Steve DiGorgio, der seinen Bass malträtiert, als ob es kein Morgen gäbe; mehr Wums ging nicht.
Ob nun mit den (Dauer)Klassikern ihrer Shows wie u.a. „Over The Wall“, „Into The Pit“, “ The New Order“ oder „The Preacher“ als auch „The Haunting“ oder den neueren Tracks „Children of the Next Level“ – es war alles eine wahre Freude und Perfektion. Zu den Überraschungen zählten Songs wie u.a. „First Strike Is Deadly“, „Disciples of the Watch“ oder auch ein „Electric Crown“; der auch, wie eben fast jedes Stück, lautstark vom Publikum mit Chuck mitgesungen & sowieso allgemein abgefeiert worden sind.
Eine Circle Pit-Pause gab es in den ersten Reihe so gut wie überhaupt nicht während der Performance. Und das Publikum bestand eben nicht nur aus eher älteren Fans, die die Bay-Area-Thrash-Phase bereits seit den 1980er Jahren verfolgen, auch etlicher Teenager waren zugegen und so auch mitten im Circle-Pit mit den „alten Säcken“.
Übrigens, eine Supportband gab es dennoch an diesem Abend.
DIETH, die neue, international besetzte Truppe, mit keinem Geringeren als Dave Ellefson – natürlich am Bass. Und auch wenn seine Bekanntheit einiges dazu beiträgt, dass man den Bandnamen auch in Zukunft korrekt aussprechen wird, so hat es musikalisch alles andere als mit seinen früheren Machenschaften am Hut. Da haben eher die anderen, deutlichen jüngeren Mitglieder das Sagen, bzw. sind das Aushängeschild des DIETH-Sounds; allen voran der brasilianische Growler und Gitarrist Guilherme (u.a. ex-Entombed A.D.) als auch der polnische Schlagzeuger Michal (u.a. Morowe, ex-Decapitated). An der zweiten Gitarre wurden sie hier noch unterstützt von Hubert (u.a. ex-Decapitated). Daher war klar, dass hier der DEATH-Metal eine Rolle spielen würde und eben nicht Bay-Area-Thrash, was das Publikum wohl sonst erwartete, schließlich sollten Dieth Exodus ersetzen.
Die ersten Songs wie u.a. „To Hell and Back“, „Don’t Get Mad … Get Even!“ waren typischer, sehr heftiger Death Metal, mit einer an Jan-Chris (Gorefest) erinnernden Growl-Stimme. Mit der Zeit wurden die Songs ausufernder. Es wurden musikalische Abstecher integriert, von Heavy-Stoner-Rock-Elementen („Heavy Is the Crown“) bis hin zu Heavy-Midtempo-Thrash („Dead Inside“) als auch balladesken Momente („Walk with Me Forever“, samt cleanen Vocals von Dave) & schließlich Death´n´Roll war einiges dabei. Und das war schlussendlich auch das gewisse Problem, nicht nur der eher viel zu laut abgestimmte Sound. Dennoch gefiel es dem Publikum, vor allen Dingen in den ersten Reihen. Und aufgrund ihrer Begeisterung für die Combo wurden sie auch mit einer Zugabe („n the Hall of the Hanging Serpents“) belohnt, was die Show auf 50 Minuten ausdehnte.
Eine heiße Angelegenheit war es allemal, nicht nur aufgrund der hochsommerlichen Temperaturen für die gut 1000 Fans; TESTAMENT haben ordentlich abgeliefert und einmal mehr aufgezeigt, dass man mit so vielen Jahren im Geschäft genau den Spirit rüberbringen kann, für den man überhaupt damals als Jugendlicher angefangen hat sich zu interessieren.
Die Amis haben nun noch ein paar Termine auf den großen Festivals, dann geht es zurück in die Heimat. Aber sie versprachen -laut Chuck Billy- bald wieder zu kommen und dann auch mit neuen Tracks, denn sie werkeln derzeit an einem neuen Album! Wir freuen uns schon darauf, denn schließlich ist die Vorfreude, die beste Freude!
Die weiteren Fotos aus Hannover (Fotos ©: Christoph Speidel/metalglory.com)
TESTAMENT, Dieth – „TITANS OF CREATION European Summer Tour“, 16.06.2023, Hannover, Capitol
Fotos ©: Christoph Speidel/metalglory.com