The Cranberries (IRE) – To The Faithful Departed (Deluxe Edition)
Für viele Bands ist das dritte Album bekanntlich das schwierigste. Vor allem, wenn sich vorher der Erfolg bereits eingestellt
Für viele Bands ist das dritte Album bekanntlich das schwierigste. Vor allem, wenn sich vorher der Erfolg bereits eingestellt hat und die Erwartungen ins Unermessliche wachsen. Genau das traf dann auch auf The Cranberries, die Band aus dem irischen Limerick, zu, deren Vorgänger alleine durch den Hit „Zombie“ zum Welthit wurde. Doch die Band hielt dem Druck stand. Das Album erschien im April 1996 und seitdem verkaufte sich das Originalalbum mehr als sechs Millionen Mal. Hierzulande erreichte das Album Platz 2 der Charts, in sechs weiteren Ländern gar Platz 1, und in den US-Billboard-200 war es der erfolgreichste Longplayer der Band (Platz 4). „To The Faithful Departed“ zählt zu den wichtigsten Meilensteinen in der Karriere von The Cranberries. Nun liegt das Album in einer erweiterten Neuauflage vor.
Die Deluxe Edition, die als 3-fach CD erscheint, bietet neben dem Hauptalbum in einer remasterten Fassung auch noch massenhaft Bonusmaterial. Wobei sowohl die zweite, als auch die dritte CD ein kleines Fest für Fans sein sollte. Bereits auf der ersten CD gibt es zwei Bonus Tracks, wobei es unverständlich bleibt warum die Songs „Ave Maria“ und „God Be With You“, die auf der 2002er Neuauflage „The Complete Sessions“ noch enthalten waren, hier komplett unter den Tisch fallen gelassen wurden. So treffen wir auf der zweiten CD auf teilweise bisher unveröffentlichte Demos und Outtakes, die die Entwicklung der jeweiligen Songs markant aufzeigen. Teilweise sind keine großen Unterschiede zu den damals veröffentlichten Versionen festzustellen und dann wiederum findet man in einigen Songs mehr des rauen Charmes, der vor allem die ersten beiden Alben ausgezeichnet hat. Doch auch für die Band war es ein streckenweise sehr emotionaler Moment: „Viele dieser Songs hatte ich davor länger nicht mehr gehört, aber im letzten Jahr habe ich dann ganze Tage damit verbracht, mich wirklich intensiv und aufmerksam mit diesen Aufnahmen zu befassen“, berichtet Schlagzeuger Fergal Lawler. Gewiss seien dabei immer auch Trauer und Schmerz hochgekommen – nach dem tragischen Tod der Sängerin Dolores O’Riordan im Jahr 2018. „So schwer es zum Teil auch war, Dolores’ Stimme zu hören; da kamen auch ganz viele Erinnerungen zurück, die einfach nur schön sind“, so der Schlagzeuger. „Ich war fast schon etwas schockiert, wie viel Kraft in diesen Songs steckt … und was für starke Emotionen sie wecken können.“ Ein großer Teil dieser Aussage wird durch die Songs der dritten CD untermauert, denn die Songs stammen von der Tour zum Album, die hierzulande leider aufgrund einer Erkrankung von Dolores nicht stattfinden konnte. So ist einerseits diese urgewaltige und zugleich zerbrechlich wirkende Stimme zu hören und andererseits die Intensität, mit der die Band die Songs vorträgt. Zum Erfolg des Albums trug aber auch die unglaublich transparente Produktion bei: „Noch während der Tour zum zweiten Album `No Need to Argue´ begannen wir damit, uns über die Aufnahme des Nachfolgealbums zu unterhalten“, erinnert sich Lawler an die Entstehung des Longplayers. „Wir hatten mit Island Records darüber gesprochen, ob wir mit einem anderen Produzenten ins Studio gehen könnten, und sie schlugen uns Tim Palmer vor, der davor mit Tears for Fears gearbeitet hatte. Also fassten wir den Entschluss, als Test ein paar Demos mit ihm aufzunehmen. In Paris hatten wir ein paar freie Tage, und so nahmen wir dann mit ihm ‘When You’re Gone’, ‘Free to Decide’ und ‘I Just Shot John Lennon’ auf. Tim war wahnsinnig nett, und die Aufnahmen klangen auch super, aber insgesamt fanden wir, dass der Sound eher dem von Steven Street ähnelte [jenem Producer, der die beiden Vorgängeralben der Band produziert hatte] – wo wir doch eigentlich etwas ganz anderes ausprobieren wollten. Da wir so viel auf Tour gewesen waren, schwebte uns eher so ein richtig wuchtiger Live-Sound vor.“ So landeten sie schließlich bei Bruce Fairbairn, der sonst eher deutlich härtere Bands wie Aerosmith, AC/DC und Van Halen produziert hatte. „Nach der Tour machten wir kurz Pause und trafen uns dann mit Bruce und seinem grandiosen Toningenieur Mike Plotnikoff im Windmill Lane Studio in Dublin“, erinnert sich Lawler weiter. „Es war nicht nur für uns, sondern auch für Bruce etwas vollkommen Neues! Er war es schließlich gewohnt, mit richtig harten Heavy-Rock-Acts zu arbeiten, und wir kannten ja davor eigentlich nur die Arbeit mit Steven (Street) – aber es hat von Anfang an extrem gut funktioniert! Bruce und Mike schafften es, genau diesen massiven, druckvollen Live-Sound einzufangen, der uns vorschwebte – besonders bei Liedern wie ‘Salvation’, ‘Hollywood’ und ‘Electric Blue’. Aber auch bei den ruhigeren Songs wie ‘When You’re Gone’, ‘The Rebels’ und ‘Bosnia’ machten die beiden einen fantastischen Job.“ Damit ist eigentlich alles erklärt, weshalb das Album damals einen dermaßen großen Erfolge verbuchen konnte. Neben der 3-fach CD erscheint das Album auch endlich wieder als Vinyl und bietet auf der erweiterten 2LP-Version ein paar zusätzliche Tracks.
Fazit: Ein Muss.
Disc 1 – To The Faithful Departed – Deluxe Remaster
1. Hollywood
2. Salvation
3. When You’re Gone
4. Free To Decide
5. War Child
6. Forever Yellow Skies
7. The Rebels
8. Intermission
9. I Just Shot John Lennon
10. Electric Blue
11. I’m Still Remembering
12. Will You Remember?
13. Joe
14. Cordell
15. Bosnia
16. The Picture I View
17. Go Your Own Way
Disc 2 – Unveröffentlichte Demos & Outtakes
1. When You’re Gone (Paris demo)
2. I Just Shot John Lennon (Paris demo)
3. Free To Decide (Paris demo)
4. The Rebels (Outtake)
5. Hollywood (Outtake)
6. Cordell (Early mix)
7. Bosnia (Early mix)
8. Salvation (Early mix)
9. When You’re Gone (Early mix)
10. Electric Blue (Early mix)
11. Intermission (Early mix)
12. Joe (Early mix)
13. Free To Decide (Alternate mix)
Disc 3 – Aufnahmen von der „Free To Decide“-Tournee 1996
1. Intermission + Forever Yellow Skies (Live in Toronto)
2. Sunday (Live in Toronto)
3. Linger (Live in Toronto)
4. The Rebels (Live in Toronto)
5. Waltzing Back (Live in Toronto)
6. I Can’t Be With You (Live in Toronto)
7. Free To Decide (Live in Detroit)
8. Dreams (Live in Detroit)
9. Hollywood (Live in Detroit)
10. Zombie (Live in Detroit)
11. Dreaming My Dreams (Live in Detroit)
12. The Icicle Melts (Live in Detroit)
13. Salvation (Live at Milton Keynes Bowl)
Label: Island Records/Universal Music
VÖ: 13.10.2023
Laufzeit: 171:00 Min.
Herkunft: Irland
Stil: Alternative Rock