The Cranberries veröffentlichen mit „Something Else“ ihre größten Hits und drei neue Songs
Als Limerick 2014 zur ersten Kulturstadt Irlands gekürt wurde, lag es nahe, dass die Verantwortlichen die berühmteste Tochter der
Als Limerick 2014 zur ersten Kulturstadt Irlands gekürt wurde, lag es nahe, dass die Verantwortlichen die berühmteste Tochter der Stadt um ein besonderes Konzert baten. Und so stand Dolores O’Riordon, Sängerin der Cranberries, am Silvesterabend gemeinsam mit einem Quartett des Irish Chamber Orchestra auf der extra errichteten Bühne vor der Stadthalle. Sie sang nicht nur ein eigenes Stück, sondern auch drei weitere Songs ihrer Band. „Es war eine wunderschöne Nacht.“, erinnert sie sich. An jenem Abend erinnerte sich die Frontfrau plötzlich daran, dass ein sehr wichtiger Geburtstag bevorstand: das 25-jährige Bandjubiläum im Jahr 2015.
The Cranberries gelten als eine der bedeutendsten Bands der 90er Jahre. Neben Künstlern wie The Sundays Reading (Writing And Arithmetic), 10.000 Maniacs (In My Tribe) und Alanis Morissette (Jagged Little Pill) repräsentierten sie eine neue Form unwiderstehlicher Weiblichkeit. Schnell schlugen sie die Brücke zwischen Indie-Ästhetik und unerwartetem weltweiten Erfolg.
Die irische Band hatte eine ganze Generation sowie deren Kultur geprägt: ihre Songs untermalten die Werbung hochpreisiger Automarken, waren auf dem Soundtrack zum Hollywood-Film Mission: Impossible zu hören und gelten bis heute als zeitlose Klassiker der Radiolandschaft. Durch die sanfte Wut in Dolores Stimme sind sie unmittelbar zu erkennen.
Ihre Alben vier Alben „Everybody Else Is Doing It So Why Can’t I“, „No Need to Argue“, „To The Faithful Departed“ und „Bury The Hatchet“ verkauften sich bislang über 40 Millionen Mal. In den USA feierten sie in kürzester Zeit ähnliche Erfolge wie ihre irischen Kollegen von U2 oder Sinead O’Connor.
Mit gerade einmal 18 Jahren wurde Dolores O’Riordon zur Frontfrau der Cranberries. Irland hatte sie bis dahin nur ein einziges Mal verlassen, um ihre ältere Schwester in London zu besuchen. „Damals war ich noch ein Kind, eine unbedarfte 18-jährige auf dem Stand einer 15-jährigen.“
Zusätzliche Aufmerksamkeit bekamen sie außerdem, da sie über die Jahre immer wieder auf Stars wie Bono oder Michael Stipe von REM trafen. Letzterer besuchte sie beispielsweise bei den Dreharbeiten ihres Debüt-Hits „Linger“. „Wir hatten Glück, dass unsere Musik so erfolgreich wurde, doch das Ganze hatte auch seine Schattenseiten. Ich hatte kein normales Leben auf der High School oder dem College mehr, geschweige denn in der realen Welt. Ich wuchs unter den wachsamen Augen meines Publikums auf. Dieser Erfolg machte mich fast kaputt, denn ich hatte keine Zeit mehr mit etwas Abstand mein Leben oder meine Arbeit zu beobachten. Es fühlte sich wie ein Schwebezustand an.“
The Cranberries – Linger (Acoustic Version)
2012 erhielt die Sängerin eine ungewöhnliche Anfrage der US-TV-Show „The Bachelorette“, in der Frauen um die Hand eines attraktiven, heiratswilligen Mannes konkurrieren. Während des Staffelfinales sollte sie dem verbliebenen Paar ein Ständchen bei dessen letzten Date singen. Dieses fand in der Christchurch Cathedral in Dublin statt und brachte sie nach der längeren Auszeit der Band wieder in Kontakt mit Cranberries-Co-Schreiber Noel Hogan. Durch die Show erreichte Dolores, die neben Irland auch in New York und Kanada gelebt hatte, über 10 Millionen US-Zuschauer und eine neue Generation junger Fans.
Durch die Auftritte in Limerick, bei The Bachelorette und durch das anstehende Jubiläum manifestierte sich schließlich die Idee eines Akustikalbums mit Orchesterbegleitung in Dolores O‘Riordons Kopf. Es sollte die größten Momente der ersten vier Cranberries-Alben beinhalten. „Es fühlte sich wie etwa Altes und etwas Neues zugleich an, wie ein Jahrestag, den man feiern muss. Wir feierten das, was wir erreicht hatten gemeinsam mit dem Irish Chamber Orchestra.“
So verbrachten The Cranberries schließlich zwei Wochen in der Universität von Limerick, dem Zuhause des Irish Chamber Orchestra. Es wurde extra kleine Kabinen errichtet, damit die Instrumente wie bei einer Liveaufnahme klangen. Dolores war nicht länger ein Kind. Sie sang ihre erstaunlich erwachsenen Songs damals unbedarft, doch jetzt war sie eine Frau, die ihr Leben voll und ganz der Musik gewidmet hatte und fest in diesem Leben steht. „Mir gefallen sie so besser.“, fügt sie hinzu. „Sie klingen jetzt erfahrener und dennoch viel frischer.“
Nachdem sie die Spitze ihres kommerziellen Erfolgs in den 90ern erreicht hatten, blieben The Cranberries dennoch nicht untätig. Sie nahmen weitere Alben auf, tourten und vergrößerten weltweit ihre Fangemeinde. Ihre Social Media-Kanäle zählen bislang mehr als vier Millionen Likes. Ihre Songs sind nach wie vor eine Mischung aus Hit-Hooklines und zeitlosen Klassikern.
Kürzlich spielten The Cranberries beim renommierten Vivo X El Rock Festival in Peru vor über 40.000 Zuschauern und weiteren tausenden in Mexiko. „Du berauschst Dich an jedem einzelnen Menschen in der Menge.“, freut sich die Sängerin. Die Rückkehr nach Südamerika inspirierte sie außerdem zum Artwork des Albums. Andy Earl, der bereits das Cover von „Everybody Else Is Doing It“ gestaltet hatte, stand zwei Tage nach Dolores‘ Anruf vor deren Tür. „Er war absolut brillant und es tat so gut, ihn wieder zu sehen. Wir nahmen am gleichen Ort wie damals die Fotos auf. Es war, als würden die Vergangenheit und die Gegenwart miteinander verschmelzen.“
Um zu verhindern, dass „Something Else“ nur eine Ansammlung wiederentdeckter Erinnerungen werden würde, sind auch drei neue Songs auf dem Album enthalten. „The Glory“ schrieb Dolores in den Proberäumen des Irish Chamber Orchestras. „Ich dachte darüber nach, dass es im Leben immer Hoffnung und ein Licht am Ende des Tunnels gibt, egal wie dunkel das Leben auch gerade sein mag. Manchmal ist es schwierig, doch Du musst das Licht und das Positive in den Dingen suchen.“ „Rupture“, das von Depressionen handelt und die demnächst erscheinende Single „Why?“, die Dolores kurz nach dem Tod ihres Vaters schrieb, sind bislang ebenfalls unveröffentlicht.
Die neuen Songs reihen sich nahtlos neben Hits wie „Zombie“, „Dreams“, „Ridiculous Thoughts“ und „Ode To My Family“ ein und sind der Beweis für die Songwriter-Qualitäten von Dolores und Noel.
„Ich war noch sehr jung, vielleicht zwölf Jahre alt, als ich begann, Geschichten zu schreiben. Ich hatte keine Ahnung, was ich eigentlich tat. Da war nur etwas in mir, das unbedingt herauswollte. Daher bin ich auch stolz auf die alten Songs. Das Leben ist manchmal so hektisch, dass man Vergangenes und die Chancen, die man hatte, oft vergisst. Ich denke, davon handelt auch das neue Album.“
Der Titel „Something Else“ ist daher eine respektvolle Hommage an das erste Album „Everybody Else“. Er verspricht weder zukünftige Pläne, noch steckt er in der Vergangenheit fest. „Der Albumtitel hat keine bestimmte Aussage.“, erklärt die Sängerin zum Schluss. „Es bedeutet weder, dass wieder ein Album kommen wird, noch dass dies das große Finale ist. Es bedeutet eher, wer weiß, was noch kommen wird?‘ Ich habe keine Ahnung, was uns noch alles bevorsteht. Wir leben nicht mehr in den 90ern und darüber bin ich sehr froh. Ich hoffe, den Fans gefällt, was wir aus den Songs gemacht haben. Manchmal fragt man sich ja, wie lange die eigene Musik von Bedeutung sein wird und ich glaube, da haben wir sehr viel Glück.“
„Linger“ ist ab sofort als Download und bei allen Streaming Services verfügbar.
Track Listing
01. Linger
02. The Glory
03. Dreams
04. When You’re Gone
05. Zombie
06. Ridiculous Thoughts
07. Rupture
08. Ode To My Family
09. Free To Decide
10. Just My Imagination
11. Animal Instinct
12. You & Me
13. Why