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ULTIMA RATIO FEST 2023 – PARADISE LOST, PRIMORDIAL, Omnium Gatherum & Harakiri For The Sky in Hannover, Capitol am 11.10.2023

Das ULTIMA RATIO FEST hat sich seit einiger Zeit bewährt. Nicht nur, dass die Bands oft passend zusammengestellt bzw.

ULTIMA RATIO FEST 2023 – PARADISE LOST, PRIMORDIAL, Omnium Gatherum & Harakiri For The Sky in Hannover, Capitol am 11.10.2023

Das ULTIMA RATIO FEST hat sich seit einiger Zeit bewährt. Nicht nur, dass die Bands oft passend zusammengestellt bzw. verpflichtet werden, auch die jeweiligen Spielzeiten sind fair verteilt. Den gewissen Headliner oder die deutliche „kleinere“ Band gibt es nicht so wirklich. Da gibt es eben wenig Raum zu meckern; eigentlich! 

Diesmal im Ring des Festes: PARADISE LOST, PRIMORDIAL, Omnium Gatherum & Harakiri For The Sky – und dies nun im Capitol von Hannover-Rock-City. Von daher einmal mehr ein bunter Mix zwischen Doom/Gothic-Rock über Post-Black Metal bis hin zu Melodic Death und Celtic Heavy Metal. Zwar scheint das Capitol gut für dieses Festival geeignet zu sein, jedoch finden es an diesem Mittwoch nicht mehr als um die 600 Fans den Weg hierher. Was durchaus bei einigen Anwesenden für Verwunderung sorgt, wenn man das Package sieht; nicht einmal die obere Empore wurde für diese Shows geöffnet.

HARAKIRI FOR TEH SKY haben trotz ihres etwas frühen Anfangs kurz vor 18:30 Uhr dennoch einen guten Zulauf an Fans vor der Bühne. Werden entsprechend abgefeiert und sind von vornherein die mit härtesten Vertreter des Metalgenres an diesem Abend. Licht passt sich der düsteren Musik gut an, der Sound geht sogar in Ordnung und J.J. ist nicht der alleinige Typ, der ständig seine Position wechselt. Nicht nur, dass seine kreischend-rauchige Stimme ordentlich rüberkommt, auch die Saiten-Bearbeiter nutzen die Größe der Bühne aus, um sich dem Publikum zu nähern. Und beim letzten Tracks geht J.J. sogar in den Fotograben, um sich mit den Fans auszutoben. Sie haben allemal ihre 50 Minuten gut genutzt; Setlist ließ auch keine Wünsche offen.

Setlist – HARAKIRI FOR THE SKY:
I, Pallbearer – MÆRE (2021)
You Are the Scars – Arson (2018)
Fire, Walk With Me – Arson (2018)
Homecoming: Denied! – Aokigahara (2014)
Sing for the Damage We’ve Done – MÆRE (2021)
Calling the Rain – III: Trauma (2016)

Die Finnen von OMNIUM GATHERUM haben auch um die 50 Minuten Zeit und legten nach einer kurzen Umbauphase ordentlich los, sogar sofort mit ihrem neuen Track der im Sommer erschienenen EP „Slasher“. Zwar ist deren Melodic-Goth-Death-Sound altbacken und eben „üblich“, dennoch strahlen sie Begeisterung aus und haben viel Spaß auf der Bühne, um sich zu präsentieren. Allen voran ihr Shouter Jukka, der sich neben seinen Growls und Clean-Vocals, gern ans Publikum wendet und einiges zu erzählen hat. Symphytische Band, die mit ihrem energiegeladenen Show zu punkten wusste.  

Setlist – OMNIUM GATHERUM:
Slasher – Slasher (2023)
Paragon – Origin (2021)
Ego – New World Shadows (2011)
Reckoning – Origin (2021)
Soul Journeys – New World Shadows (2011)
Frontiers – Grey Heavens (2016)
Gods Go First – The Burning Cold (2018)
New Dynamic – Beyond (2013)
Solemn – Origin (2021)

Die Irländer von PRIMORDIAL dagegen, haben ihr frisch veröffentlichtes Werk „How It ends“ im Gepäck und nutzen es leider nicht aus, um mehr als den Titeltrack und “ Victory Has 1000 Fathers, Defeat Is an Orphan“ für die Setlist auszukoppeln. Doch dennoch, ist deren Show so gut geworden, dass sie mit ihrer knappen Stunde Spielzeit für „staunende“ Gesichter sorgten. Denn so wirklich abgehen will man zu deren doomig-angehauchten & treibenden Heavy-Metal-Sounds nicht, man genießt und schweigt einfach. Dabei spielt die Band freudig auf, präsentiert sich in einer guten Form, wirkt wie ein eingespieltes Team und selbstverständlich ist Alan – mit seinem Stirk um den Hals – der Showeffekt schlechthin. Seine Ansagen als auch u.a. Blicke & Gesten mit dem und zum Publikum „Are you with us“- erzielte ihre Wirkung. Sehr gelungenes Auftritt, trotz dessen, dass der Sound hier und da ein paar Macken aufwies.  

Setlist – PRIMORDIAL:
As Rome Burns – To the Nameless Dead (2007)
How It Ends – How It Ends (2023)
To Hell or the Hangman – Exile Amongst the Ruins (2018)
The Coffin Ships – The Gathering Wilderness (2005)
Victory Has 1000 Fathers, Defeat Is an Orphan – How It Ends (2023)
Lain With the Wolf – Redemption at the Puritan’s Hand (2011)
Empire Falls – To the Nameless Dead (2007)

PARADISE LOST haben sich etwas mehr Umbauphase gegönnt und lassen auch ein Intro einspielen, bevor sie für „lediglich“ eine lächerliche Stunde-Spielzeit ihr Set mit „Enchantment“ beginnen. Das Licht ist bei deren Set so schlecht eingestellt und überwiegend dunkel gehalten, dass man kaum etwas von der Band zu Gesicht bekommt. Des Weiteren ist der Sound gewöhnungsbedürftig, eher drucklos, matschig. Was Nick mit seinen Gesang veranstaltet hat, kann man auch kaum in Worte fassen, uninspiriert und überwiegend nuschelnden; kaum verständlich und mit wenig Überzeugung dargeboten. Es hatte auch bis zu „Hallowed Land“ gedauert, bis sich die Band ein wenig mehr aus ihrer Zone der „Lustlosigkeit“ wagte und so auch das Publikum mehr mitnehmen konnte. Lediglich Aaron, schien gewohnt freudestrahlend Spaß bei der Sache gehabt zu haben. Gregs unnötig verzerrten Gitarrenparts (u.a. bei „As I Die“) hatten nichts von einem „improvisierten“ Wow-Effekt, sondern eher etwas von „Was-soll-der-Mist“?! Nicks kurze Anmerkungen über die „Burschen“ an der Bar oder der Widmung eines Tracks an diejenigen, die in der Raucherlounge stehen (passenderweise eben „As I Die“) wirkten durchaus „lustig“, aber mehr auch nicht.

Ein gewisser Ausfall (um nicht Totalausfall zu sagen) war jedoch der neue Drummer Guido Zima; kaum Gefühl für die spezielle Art und Weise eines Paradise Lost-Songs, kein Drive und wenig Härte. Sein Stil passte einfach nicht zu diesen „alten“ Songs. Da wünscht man sich einen wie u.a. Erlandsson wieder, wenn man weiß, was bei einem P.L.-Drumsound -live on stage- damals so möglich war!
P.L.-Setlist des Ultima-Ratio-Abends ist zwar durchweg ein bunter und guter Mix ihrer langen Karriere, aber sowohl der Sound, das Licht als auch vor allen Dingen die viel zu kurze Spielzeit sind nicht der Rede wert, was diese Vorstellung ausmacht. Warum jedoch gerade diese Band ein Set mit einem der aktuelleren Songs wie „Ghost“ vom „Obsidian“ beenden müssen, ist auch schleierhaft – aber irgendwie auch gewagt & überraschend.
Was einmal mehr das zum Ausdruck bringt, dass Paradise Lost (noch) nie wirklich eine gelungene oder herausragende Liveband waren (meiner Meinung nach; wobei ich sie seit Anfang der 1990er sehr oft gesehen habe) oder werden wollen, sondern lediglich sehr gute Songs für die Ewigkeit komponiert haben.

Was hätte der Abend durch ein „True Belief“, „Pity The Sadness“ oder gar „Eternal“ noch aufgewertet und schlussendlich gerettet werden können. Zumindest hätten es auch durchaus mehr „Icon“-Songs werden müssen, anstatt bloß „Embers Fire“, allein weil die Neuauflage zum 30jährigen Jubiläum des Werkes nun bevorsteht?!
Aber nun, die drei Bands im Vorfeld haben das Ultima Ratio durchaus spannend und unterhaltsam gemacht.

Setlist – PARADISE LOST:
Enchantment – Draconian Times (1995)
Forsaken – Obsidian (2020)
Faith Divides Us – Death Unites Us – Faith Divides… (2009)
Requiem – In Requiem (2007)
One Second – One Second (1997)
Hallowed Land – Draconian Times (1995)
The Enemy -In Requiem (2007)
As I Die – Shades Of God (1992)
No Hope in Sight – The Plague Within (2015)
Embers Fire – Icon (1993)
Zugabe:
Say Just Words – One Second (1997)
Ghosts – Obsidian (2020)

           

Fotos von © Christoph Speidel (Metalglory.com)