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Uriah Heep & The Zombies, „Living The Dream“-Tour, 15.11.2018, Hannover, Capitol

Über 100 Jahre Rockgeschichte standen an diesem kühlen Novemberabend auf der Bühne des mit 1.400 Fans fast ausverkauften Capitols

Uriah Heep & The Zombies, „Living The Dream“-Tour, 15.11.2018, Hannover, Capitol

Über 100 Jahre Rockgeschichte standen an diesem kühlen Novemberabend auf der Bühne des mit 1.400 Fans fast ausverkauften Capitols in Hannover. Ich persönlich hätte nie gedacht, dass so viele Fans an diesem Donnerstag den Weg in die heiligen Hallen finden würden und war umso mehr positiv überrascht. Auch wenn der Altersdurchschnitt erwartungsgemäß jenseits der vierzig Jahre lag, war auch durchaus eine jüngere Generation vertreten, was wieder einmal zeigt wie zeitlos Musik sein kann.

Den Anfang bestritten die 1961 gegründeten Zombies um die beiden Urgesteine Rod Argent (Keyboards) und Colin Blunstone (Vocals). Die Performance war dann zwar eher für den weitaus älteren Teil des Publikums mit entspannt zu bezeichnen, was vor allem an dem kraftlosen Auftreten von Colin Blunstone lag, der sich seinen Bewegungsradius auf der Bühne ganz klar abgesteckt zu haben schien, entfernte er sich doch kaum mehr als 20 Zentimenter von der Stelle. Doch auch wenn es für das Auge wenig gab, war seine Stimme noch immer kraftvoll wie eh und je. Der heimliche Star des Auftritts aber war, wie nicht anders zu erwarten, natürlich Legende Rod Argent, der trotz (oder vielleicht auch gerade wegen) seiner 73 Lenze unglaublich agil wirkte und herrliche Soli ins Publikum feuerte. Dass dabei natürlich die Hits „Time Of The Season“ und „Hold Your Head Up“ genauso wenig fehlen durften, wie der erste Hit „She’s Not There“ lag auf der Hand. Nach knapp 45 Minuten wurden die Herrschaften dann unter frenetischem Jubel in den wohlverdienten Feierabend entlassen.

Nach einer Umbaupause von ca. 30 Minuten erlosch das Licht dann endlich und die Fans durften dem Eröffnungstrack „Grazed By Heaven“ des aktuellen Albums „Living The Dream“ andächtig lauschen. Von Anfang an war klar, dass die Band um die ewige Grinsekatze Mick Box an diesem Abend keine Gefangenen macht. Wer diese Band in den letzten zwei, drei Jahren einmal erleben durfte, weiß wovon ich hier schreibe. Zu jeder Sekunde merkt man der Band an, dass sie mit Spaß und Freude dabei ist und eine Show nicht als Arbeit betrachtet. Langzeitsänger Bernie Shaw wirkt zwar manchmal wie ein Relikt aus vergangener Zeit, versprüht aber mit jeder Pore reine Kraft und Energie, die vor allem mit seinem Gesang, der nichts von seiner Intensität verloren hat, ein echtes Highlight darstellt.

Die Band hatte an diesem Abend insgesamt 6 (!) Songs vom aktuellen Album auf der Setliste stehen, was die Bedeutung des Albums nicht nur für Uriah Heep ausdrückte. Dass ein paar Fans natürlich dabei auf einige Klassiker verzichten mussten, war klar. Dafür schaffte es die Band den Spannungsbogen hoch zu halten, präsentierte sich locker und voller Spielfreude. Vor allem Bassist Dave Rimmer, der seit einigen Jahren den leider viel zu früh verstorbenen Trevor Bolder ersetzt, ist ein wirklicher Gewinn für Uriah Heep. Mit seinen langen Haaren ist er ohnehin ein Hingucker, was durch seine Spielweise noch zusätzlich unterstützt wird. Er bringt gute Laune und vor allem den nötigen Druck ins Spiel, versteht es sich auf der Bühne auch stets ins rechte Licht zu rücken, überlässt aber dennoch den Platzhirschen Shaw und Box das Spotlight.

Einige Klassiker gab die Band dann auch zum Besten, wobei besonders das elegische „July Morning“ wieder einmal als besonderer Höhepunkt gelten durfte. Alleine die verschiedenen Soli und die gegenseitigen Befeuerungsrituale sind den Spaß wert. Nach knapp 100 Minuten wurden die Fans dann schließlich mit den Zugaben „Sunrise“ und, wie sollte es anders sein, einer kurzen und knackigen Version von „Easy Livin’“ in die kalte Hannoveraner Nacht entlassen.

Die 1.400 Besucher hinterliessen durch die Bank weg einen mehr als glücklichen Eindruck, was für die Qualität von Uriah Heep spricht. Man darf also gespannt sein, was da noch alles kommt, feiert die Band doch 2020 ihren fünfzigsten Geburtstag.

 

Zu den Bildern der Show: https://www.metalglory.com/gallery/uriah-heep-zombies-15-11-2018-hannover-capitol/

 

Setliste Uriah Heep:

 

  • – Grazed By Heaven
  • – Return To Fantasy
  • – Living The Dream
  • – Too Scared To Run
  • – Take Away My Soul
  • – Rainbow Demon
  • – Waters Flowin’
  • – Rocks In The Road
  • – Knocking At My Door
  • – Gypsy
  • – Look At Yourself
  • – July Morning
  • – Lady In Black

Encore:

  • – Sunrise
  • – Easy Livin’