Wacken Open Air 2018 – Teil 6 (Samstag, 04.08.2018 continued)
Bis zum Ende können wir jedoch nicht bleiben, denn im Zelt stehen gleich ENSLAVED an, die mit lediglich 45
Bis zum Ende können wir jedoch nicht bleiben, denn im Zelt stehen gleich ENSLAVED an, die mit lediglich 45 Minuten Spielzeit viel zu kurz bedacht worden sind, die Zeit mit großartigen Stücken wie „Roots of the Mountain“, „Sacred Horse“ und „Loke“ aber bestens zu nutzen wissen. Schade, dass gerade der atmosphärische Opener „Roots of the Mountain“ noch vom breiigen Sound etwas verunstaltet, doch mit der Zeit zeigt auch hier der Daumen nach oben. Die große Menge vor der Bühne beweist allerdings, dass man den Norwegern ruhig etwas mehr hätte zutrauen können und sie vielleicht doch 15 Minuten länger hätte spielen lassen können. Die jubelnden Fans hätte es gefreut.
60 Minuten Spielzeit haben dann immerhin die nachfolgenden SÓLSTAFIR und wer die Musik der Isländer kennt, der weiß, dass sie diese Spielzeit für ihre sich mitunter langsam steigernden Tracks auch brauchen. Zum Glück ist die Band gut drauf (hat man auch schon anders erlebt) und spielt sich durch ein Potpourri von Hits, bei dem das grandiose „Fjara“ natürlich nicht fehlen darf. Sänger Addi sucht zum Ende wieder die Nähe des Publikums, indem er bei „Goddes of the Ages“ minutenlang auf dem Absperrgitter und gehalten von den Fans herumbalanciert. Beobachtet man das Publikum, so merkt man schnell, dass hier heute Abend einige Zuschauer ihr blaues Wunder bei dieser ihnen bisher unbekannten Band erleben. Sólstafir haben durch diesen Auftritt zumindest reichlich neue Fans hinzugewonnen und die gesamte Menge bleibt verzückt zurück. Emotional, wenn auch nicht zeitlich, ein schöner Schlusspunkt des Festivals.
Danach sind jedoch noch SAMAEL auf der Nebenbühne zu bestaunen. Ein Glück erfahren die Schweizer nicht das gleiche Debakel wie mit W.A.R. am Vortag, denn es hat sich eine ansehnliche Menge versammelt, um nun also den Stücken zu lauschen, die nach der Black/Death-Vergangenheit der Band entstanden sind. Fazit: Guter Sound, gute Publikumsreaktionen, eigentlich ganz guter Auftritt… aber irgendwie auf Dauer etwas langweilig.
Vielleicht ist es aber auch die schon fortgeschrittene Zeit oder der deutliche Bruch in der Stimmung nach Sólstafir, der uns schon bald wieder in Richtung Hauptbühnen schickt, wo wir gerade noch die letzten paar Songs der großen HELLOWEEN-Show „Pumpkins United“ mit reichlich Gaststars mitbekommen. Und was wir da noch mitbekommen! Das Hamburger Metal-Urgestein dreht mit fettem Sound und viel Spielfreude so sehr auf, dass die zahlreichen riesigen Kürbis-Ballons, die auf das Publikum losgelassen werden, so wie die Pyros und das Feuerwerk quasi die perfekte Visualisierung dessen darstellen, was da auf der Bühne passiert und aus den Boxen knallt. Mit (natürlich) „I Want Out“ zum Abschluss räumen Helloween dann endgültig alles ab und hinterlassen einen überraschend guten Eindruck. Hätte man den Herren nach all den Dramen und Querelen der Vergangenheit gar nicht mehr zugetraut.
Das Ende des Abends bereiten uns dann DIMMU BORGIR. Waren die Norweger das letzte Mal noch mit großem Tamtam in Form von Orchester und Chor in Wacken, gibt es diesmal zwar wieder die große Bühne aber nur normale Bandbesetzung. Mit neuem Album im Rücken möchte der Trupp auch in dieser Form begeistern. Feuerschalen und ein paar Pyros bilden den spartanischen Rahmen für dieses vermeintliche Spektakel, welches sich leider eher als wenig überzeugend und langweilig erweist. Die Band spielt größtenteils Standfußball, die Ansagen sind ohne Feuer, der Klargesang vom schon vor Ewigkeiten geschassten Simen fehlt mir persönlich immer noch und als zum Abschluss das „Enter Sandman“ des Symphonic Black Metal, „Mourning Palace“, ertönt, ist man mehr erleichtert als bekümmert, dass die Vorstellung nun vorbei ist. Für eine Band dieses Rufs, dieser Größe und mit diesem Platz im Billing einfach zu wenig – aber vielleicht sieht das ein richtiger Fan der Band anders.
Eigentlich hatte ich eine Stunde später dann noch die großartigen ZEAL & ARDOR auf dem Plan, doch die Batterien sind einfach leer und die Füße bringen einen nach vier Tagen Rennen und Stehen um. Final Destination Zeltplatz also.
Fassen wir zusammen:
Vier Tage erneut best-organisiertes Halligalli mit Wahnsinnswetter und ausgewogenem Billing durch fast alle Metal- und Rock-Spielarten. Das Wacken Open Air empfiehlt sich erneut als eines der Top-Festivals der Welt. Auch wenn es ein paar kleine Abzüge in der B-Note für den mitunter nicht optimal koordinierten Einlass ins Bullhead-City-Zelt gibt, kann das einen erneut sehr positiven Gesamteindruck nicht trüben. Bonuspunkte gibt es für das (zumindest bei uns) perfekt funktionierende Cashless-Payment-System, das dieses Jahr erstmals auf dem kompletten Gelände genutzt werden konnte. Über eine fixe Idee wie das E-Sports-Zelt hüllen wir mal den Mantel des Schweigens. Insofern: Danke, Wacken, war wieder schön mit Dir. Bis nächstes Jahr zu Deinem (bereits ausverkauften!) Dreißigsten und meinem immerhin schon zwanzigsten Wacken-Jubiläum. Rain or Shine.
Erste Bandbestätigungen für 2019: AIRBOURNE, AVATAR, DARK FUNERAL, DEMONS & WIZARDS, KROKUS, MESHUGGAH, PARKWAY DRIVE, POWERWOLF, ROSE TATTOO, SABATON und WITHIN TEMPTATION. To be continued.
All pics (c) by ICS GmbH.