Wacken Open Air 2019 – Teil 2 (Donnerstag, 01.08.2019)
Donnerstag, 01.08.2019 Der Donnerstag bringt dann wieder 1a-Festivalwetter mit Sonne, ein paar Wölkchen und Temperaturen um die 24 Grad.
Donnerstag, 01.08.2019
Der Donnerstag bringt dann wieder 1a-Festivalwetter mit Sonne, ein paar Wölkchen und Temperaturen um die 24 Grad. So lässt es sich aushalten. Während die Wacken-Traditionsband Skyline parallel mit den Mittelalter-Rockern von Versengold am frühen Nachmittag das Infield einweihen, begeben wir uns allerdings noch auf kurze Shopping-Tour. Erfahrungsgemäß gibt es da in Wacken von der CD bis zum Holzdildo (!) immer viel zu entdecken. Besonders lockt das 50%-auf-alles-Zelt von Hot Shot Records, in dem erst mal alle LP-Bestände durchwühlt werden müssen.
Die erste musikalische Verabredung haben wir dann etwas später auf der Louder Stage: TESTAMENT sind nicht nur eine der alten Bay-Area-Thrash-Bands, die auch heutzutage immer noch fette Alben abliefern, sondern auch live immer wieder überzeugen. So geschieht es in den 75 Minuten Spielzeit dann auch in Wacken. Vor der Bühne ist es proppevoll und angeheizt von einer spielfreudig auftretenden Band, perfektem Wetter und wohl auch dem ein oder anderen Bierchen, lassen sich die Massen begeistern. Crowdsurfer in der Mitte und Elektro-Rolli-Circle-Pits an der Seite, so liebt man Wacken. Fans von Testament freuen sich über Klassiker wie „Into The Pit“ aber auch ein paar länger nicht gespielte Nummern wie das drückende „Low“.
Im Anschluss marschieren wir rüber zur Wasteland Stage, wo die Doom-Stoner von WINDHAND vor einer für die kleine Bühne respektablen Menge von ca. 400 Leuten ihre basslastigen Doom-Hymnen zum Besten geben. Frontfrau Dorthia ist stimmlich zwar auf der Höhe, wirkt in Sachen Bühnenpräsenz aber etwas verunsichert – sind die Dimensionen des WOA den Amis womöglich etwas zu groß? Sei’s drum, Windhand wissen trotzdem zu überzeugen, besonders Genre-Fans finden hier 45 Minuten kurzweilige Mitdröhn-Gelegenheit. Liegt da etwas etwas Grasgeruch in der Luft?
Danach geht’s ins Grab. Naja, eigentlich geht es ins Bullhead City, wo nun die schwedische Death-Metal-Institution GRAVE spielt. Im Grab dürfte es bei der Show in der Tat niemanden halten, denn hier werden keine Gefangenen gemacht. Ich muss gestehen, dass ich die Herren tatsächlich vorher noch nie live gesehen haben und mir auch deren Alben bisher nicht wirklich bekannt waren, doch was hier in bester Old-School-Manier mit ordentlich Arschtritt-Attitüde geboten wird, empfiehlt sich nachdrücklich zur weiteren Begutachtung auf CD/LP/Datenstrom. Fett!
Die nachfolgenden UNLEASHED erscheinen mir persönlich dann im Vergleich mit ihren Vorgängern leider nicht mehr ganz so begeisternd wie gehofft. Klar, Johnny Hedlund und seine Truppe spielen professionell und mit Spaß in den Backen auf und Fans der Band sind sofort gefangen. Mir persönlich ist der Wikinger-Death-Metal nach einer authentischen Breitseite wie von Grave allerdings etwas zu prätentiös. Bleibt wohl Geschmackssache, denn die ansonsten reichlich vertretenen Headbanger vor der Bühne stört das eindeutig weniger.
Als wir das Bullhead City verlassen, schauen wir dann noch mal auf dem Hauptgelände vorbei, um zu begutachten, was SABATON dort gerade als großer Headliner auf zwei Bühnen parallel veranstalten. Fazit: Don-Kosaken-Chor in Militäruniformen, Panzerhaubitzen, Stacheldraht, viel Pyros und reichlich Gastauftritte von ehemaligen Bandmitgliedern (es handelt sich um eine Jubiläumsshow). Letztere finden anscheinend hauptsächlich auf der zweiten Bühne statt, ansonsten werden die Möglichkeiten eines solchen Set-Ups aber nicht annähernd genutzt. Denkt man an die großartige SAVATAGE-Show auf beiden Bühnen von 2015 zurück, wird hier sehr schnell deutlich, dass es sich diesmal lediglich um ein Gimmick, ein künstliches Aufblasen einer Show handelt, die ohne Probleme auch auf einer Bühne zu inszenieren gewesen wäre. Böse Zungen würden nun behaupten, dass das ja eigentlich ganz gut zu der Musik von Sabaton passt.
Probleme gibt es derweil wieder mit den Zugängen zum Gelände. So werden irgendwann alle drei Schleusen zum Infield wegen Überfüllung in beide (!) Richtungen geschlossen, was zu gegenseitigen Schuldzuweisungen des Publikums und der Veranstalter online führt („Wir können mehr Leute reinlassen, wenn Ihr weiter nach vorne geht.“ – „Wir können nicht weiter nach vorne und wir dürfen ja auch nicht raus.“). Tatsache ist, dass das Infield wirklich so voll wirkt, wie man es bisher noch nie in Wacken erlebt hat – was bei einer Band wie Sabaton im Vergleich mit Bands wie Rammstein, Judas Priest und Iron Maiden in den Vorjahren durchaus etwas merkwürdig auffällt. Komische Sache, aber wir verabschieden uns eh lieber in unser Camp, um den schwedischen Panzer-Nightwish zu entfliehen.
Hier geht’s zu Teil 3, Freitag (02.08.2019)
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