Wacken Open Air 2019 – Teil 3 (Freitag, 02.08.2019)
Freitag, 02.08.2019 Am Freitag sind wir mittags auf dem Weg zum Gelände, da kommen wir am Ende des Presse-Campgrounds
Freitag, 02.08.2019
Am Freitag sind wir mittags auf dem Weg zum Gelände, da kommen wir am Ende des Presse-Campgrounds schon nicht mehr weiter. Der Ordner teilt uns mit, dass wegen einer Unwetterwarnung bereits das Gelände geräumt wird und kurz danach erschallt dann auch eine entsprechende Durchsage, dass sich alle Personen in Ihre Fahrzeuge begeben und wenn möglich, Leute ohne Fahrzeuge bei sich mit aufnehmen sollen. Klar, in der Ferne hatte man bereits Donner gehört und Blitze gesehen, so ganz nachvollziehbar bleibt diese Sicherheitsmaßnahme allerdings vorerst nicht. Erst als wir später am Tag Bilder aus Hamburg sehen, das das haarscharf an Wacken vorbeigezogene Unwetter voll abbekommen hat, wird klar, dass die Unterbrechnung eine absolut weise Entscheidung war. Vorsicht geht nun mal vor und am Ende des Tages können wir uns wieder freuen, dass, abgesehen von etwas Regen, Wacken wie schon am Mittwoch verschont wurde.
Die Unterbrechnung wirft nun natürlich gehörig den Spielplan des Tages durcheinander und auch wenn ein paar Bands „ins Gras beißen müssen“ (u.a. Evergrey und Tribulation im Bullhead City), muss man lobend anerkennen, dass bereits ein paar Stunden später alle Verspätungen und Abweichungen wieder ausgebügelt sind und es zumindest auf den großen Bühnen Programm nach Plan gibt. Wir schaffen es gerade rechtzeitig zu LIFE OF AGONY wieder auf das (keinen cm² matschige!) Gelände und sind froh, einen energiegeladenen und knallenden Auftritt der New Yorker Hardcore/Alternative-Bank mitzubekommen. Frontfrau Mia wirkt mit ihrer Truppe vielleicht aufgrund des beinahe ausgefallenen Sets irgendwie extra motiviert und das nun immer zahlreicher aus Gelände strömende Publikum dankt es ihnen mit Crowdsurfern und Pits zu Hits wie „Through And Through“, „Weeds“ und „River Runs Red“.
Als Ice-T mit seinen BODY COUNT dann zum Tanz lädt, ist das Infield endlich wieder mit einer anschaulichen Publikumsmenge gefüllt. Die Amis spielen sich durch alte und neue Hits ihres Katalogs, wobei der Fokus ganz deutlich auf dem Debüt und den starken letzten beiden Alben liegt. Sogar das (eigentlich indizierte?) „Copkiller“ und ein paar Cover (starker Einstieg in Wacken natürlich mit „Ace of Spades“) finden ihren Weg in die Setlist. Zwischendurch „adoptiert“ Onkel Ice mal wieder einen jungen Fan, von dem er erst denkt, es sei ein Mädchen („I may have traumatized him for life.“) und macht ein paar starke politische und nicht so starke, leicht sexistische Ansagen („Manslaughter“). Alles wie immer bei BODY COUNT also, nichtsdestotrotz aber ein starker Auftritt und eine glänzende Nachmittagsunterhaltung.
Gleich im Anschluss geht es mit ANTHRAX auf Hauptbühne Nummer 2 weiter. Die Amis können sich am Anfang über enormen Zuschauerzuspruch freuen, anscheinend sind viele Leute neugierig auf einen der Big 4 des Thrash Metal. Leider scheinen sich die Erwartungen jedoch nicht für alle Anwesenden zu erfüllen, denn im Laufe des Auftritts lichten sich langsam die Reihen. An Anthrax selbst dürfte es keineswegs liegen, denn die spielen mit dem Enthusiasmus auf, für den die Band normalerweise bekannt ist. „Caught In A Mosh“, „I Am The Law“, „Indians“ und „Antisocial“ bilden wie so oft das Hit-Viergestirn, zu dem die meisten Leute abgehen. Solide Sache, auch wenn ich als Nicht-Hardcore-Fan der Band immer noch der Zeit mit John Bush am Mikro hinterhertrauere. Ja, steinigt mich ruhig.
Wir wandern rüber zur History Stage, um dort die Isländer HAMFERD zu erleben. „Erleben“ ist das richtige Stichwort, denn der schwelgerische und melancholische Doom Metal lädt in der Tat zum Schwelgen und Sich-Treiben-Lassen ein. Schade nur, dass bereits kurz nach Beginn das Zelt geschlossen wird, und der Rest der Interessierten mal wieder vor dem Zelt (immerhin gibt es dort eine Videoleinwand) ausharren muss. Hamferd kriegen das natürlich nicht mit, freuen sich in ihren schwarzen Begräbnisanzügen aber über den enormen Zuschauerzuspruch. Der frenetische Applaus belegt, dass diese Band beim nächsten Mal auf eine größere Bühne gehört. Highlight ist wieder mal das hymnische „Evst“.
Hier geht’s zu Teil 4, Freitag (02.08.2019 continued)
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