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Wacken Open Air 2019 – Teil 5 (Samstag, 03.08.2019)

Samstag, 03.08.2019 Auch der letzte Tag des WOA bringt glücklicherweise erneut gutes Wetter, so dass wir nach den Wettervorhersagen

Wacken Open Air 2019 – Teil 5 (Samstag, 03.08.2019)

Samstag, 03.08.2019

Auch der letzte Tag des WOA bringt glücklicherweise erneut gutes Wetter, so dass wir nach den Wettervorhersagen und dem Wetter im Umland mehr als nur erstaunt sind, wie glücklich die 75.000 feiernden Menschen und alle, die zu der Feier tatkräftig arbeitend beigetragen haben, davon gekommen sind. Da hat zum Jubiläum Thor höchstpersönlich wohl seinen Hammer über dem Festivalgelände kreisen lassen und alle Unwetter weggeblasen.

Wir beginnen den Samstag mit den Wüterichen von KVELERTAK, die sich auf der Louder Stage austoben. Die Norweger blasen mit der von ihnen gewohnten Energie ihren rotzigen Punk-Black-Metal in die Menge, die es ihnen mit Mosh Pit und reichlich Crowdsurfern dankt. Die Band hält das für eine gute Idee und geht ihrerseits zum Ende des Sets inklusive Instrumente von der Bühne aus surfen. Naja, der Drummer muss natürlich an seinem Platz bleiben. Besonders der (inzwischen gar nicht mehr so) neue Frontmann Ivar hat sich zu dem Zeitpunkt dann auch fast bis zum Kollaps verausgabt. Einen fetteren Arschtritt zum Aufstehen bekommt man wohl kaum von einer anderen Band.

Wobei: Was danach CRITICAL MESS auf der kleinen Wasteland Stage abziehen, ist mindestens genauso beeindruckend. Die neue Band um Ex-CRIPPER-Frontfrau Britta zerlegt die Bühne mit ihrem Old-School-Death-Metal in ihre Bestandteile und die amtliche Menge davor macht einen fetten Pit auf und startet zwischendurch sogar ohne Ansage von der Bühne auf eigene Faust eine Wall of Death! Wer auf bretternden Death Metal ohne Star-Allüren und stattdessen viel Autentizität steht, der sollte die Hannoveraner auf dem Schirm behalten. Einen besseren Auftritt mit mehr Publikumsresonanz dürfte man das ganze Wochenende nicht auf der Wasteland Stage gesehen haben.

Im Anschluss geht es ins Bullhead City Zelt, wo die Prog-Meister von TESSERACT zum polyrhythmischen Kopfnicken laden. Die Engländer haben es bereits vor Jahren geschafft, sich aus der einengenden Djent-Schublade zu befreien und die Tore zu einem Prog-Universum ohne Genzen aufzustoßen. Wenige Bands schaffen es, eine derart begeisternde Mischung aus technisch anspruchsvollem Prog Metal und mitunter fast schon poppiger Eingängigkeit und Melodik in Songs zu gießen. Obwohl Prog nicht gerade ein stark vertretenes Genre in Wacken ist, hat sich dennoch eine anschauliche Menge eingefunden, um den Herren zu huldigen und den in allen Belangen perfekten Auftritt zu feiern. Schade, dass die lediglich 45 Minuten Spielzeit nur acht Songs zulassen und der Schwerpunkt mit vier dieser acht Stücke vielleicht etwas zu sehr auf dem neuen Album „Sonder“ liegt. Nichtsdestotrotz ein, wenn nicht DAS Samstag-Highlight für uns!

Zurück auf dem Hauptgelände ist nun Pendeln angesagt, denn einerseits gibt es die tolle Chance, endlich mal die Klassiker URIAH HEEP zu sehen, andererseits stehen zeitgleich die PROPHETS OF RAGE auf der Bühne, die sich aus RAGE AGAINST THE MACHINE ohne Sänger Zack de la Rocha, dafür aber mit Chuck D von PUBLIC ENEMY und B-Real von CYPRESS HILL zusammensetzen. Wer jetzt denkt, dass Crossover oder sogar Hip Hop in Wacken nicht funktioniert (die Prophets spielen auch einige Stücke von Cypress Hill und Public Enemy), der mag vielleicht teilweise Recht haben, wird aber spätestens beim finalen „Killing in the Name“ und dem lautstarken Mitsingen des Publikums Lügen gestraft. Gänsehaut-Feeling für jeden, der mit den wütenden Polit-Hymnen der Amis groß geworden ist – so wie ich. Wenn schon nicht RATM in Originalbesetzung, so bieten die Prophets immerhin ein amtliches Methadonprogramm.

 

Hier geht’s zu Teil 6, Samstag (03.08.2019, continued)

 

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