Wacken Open Air 2019 – Teil 6 (Samstag, 03.08.2019 continued)
Bei URIAH HEEP stapeln sich derweil fast die Menschlein vor der Louder Stage. So toll es nämlich ist, dass
Bei URIAH HEEP stapeln sich derweil fast die Menschlein vor der Louder Stage. So toll es nämlich ist, dass die beiden Hauptbühnen jetzt auch schräg zu den Seiten ausgerichtete Lautsprecher haben, um bei den Headlinern und Massen vor den Bühnen eine bessere Sound-Abdeckung zu garantieren, so problematisch wird es bei Publikumsmagneten auf der Louder Stage, weil man bereits bei ein paar Schritten zu viel nach links fast nur noch den Sound von den Hauptbühnen hört. Die Leute rücken also so weit wie möglich nach rechts vor der Louder Stage und dürfen dort ihre Heroen dann auch ohne Seitenbeschallung von den Prophets of Rage abfeiern. Mit viel Spielfreude präsentieren sich die alten Herren und beim obligatorischen Klassiker „Lady in Black“ lassen sich die Fans natürlich bereitwillig auf das Mitsing-Spielchen von Frontmann Bernie Shaw ein. Fazit: Ein ordentliches Alternativprogramm für jeden, der lieber vor Crossover und Hip Hop fliehen möchte.
Es sei uns gestattet, dass danach die Batterien erst mal wieder etwas aufgeladen werden müssen, denn vier Tage und das Wechselspiel zwischen den vielen Bühnen schlaucht spätestens am vierten Tag doch ganz gut. Bei dem Tages-Headliner PARKWAY DRIVE stehen wir dann aber vor der Harder Stage wieder bereit. Doch vorher gibt es die große Ankündigung der ersten Bands für nächstes Jahr. Das erste Mal wird dieser von einer gigantösen Show auf beiden Hauptbühnen begleitet: Laser, Pyros und die riesigen Flammenwerfer auf den Bühnen und den PA-Türmen werden gezündet, Matt Heafy von Trivium spielt live ein Solo während aus seiner Gitarre Funken sprühen und die Maya-Metal-Band CEMICAN läuft in voller Kriegsmontur auf. Da machen die Veranstalter aber mal ordentlich auf dicke Hose. Warum Cemican? Nun, als Thema für Wacken 2020 wurde Südamerika und damit ordentlich Azteken- und May-Flair gewählt. Doch noch mehr Bands werden bekannt gegeben: Judas Priest, Amon Amarth, Mercyful Fate, At The Gates, Hypocrisy, Venom, Sodom, Death Angel, Sick Of It All, Beast In Black und Nervosa machen die erste Ankündigungswelle komplett.
Danach geht es dann aber mit den erwähnten PARKWAY DRIVE weiter. Und die lassen sich in Sachen Show ebenfalls nicht lumpen: Mit einem Fackelmarsch durchs Publikum zur Bühne wird gleich mal ordentlich Eindruck geschunden. Doch auch auf der Bühne lassen die Australier im wahrsten Sinne des Wortes nichts anbrennen. Mit Feuer wird nämlich nicht gegeizt, zum Glück brennt aber nur, was auch brennen soll. Besonders zur Zugabe wird so viel Feuer auf der Bühne gezündet, dass es den ersten Reihen vor der Harder Stage wohlig warm wird. Weiteres Show-Highlight: Einer der Gitarristen hat sich vor kurzem das Knie gebrochen und muss den Auftritt im Rollstuhl bestreiten. Kurzerhand wird der gute Mann per Hub-Plattform auf die Bühne befördert und von seiner Mutter (!) nach vorne geschoben. Mama lässt es sich dann auch nicht nehmen, das erste Mal in ihrem Leben zu crowdsurfen und Wacken trägt die Dame vorsichtig wie ein Karton rohe Eier bis ganz nach hinten zum FOH-Turm. Wow!
Schaut man hinter die Show, muss ich als Nicht-Fan der Band sagen, dass mir die meisten Songs der Jungs zu sehr nach alten In Flames oder alten Killswitch Engage klingen, die Massen vor der Bühne schert das aber null und drehen stattdessen frei. Zu Hochzeiten rotieren drei große Pits vor der Bühne und wenn zum Springen aufgefordert wird, gehorcht Wacken in einem Umfang, der einen ebenfalls an beste In-Flames-Zeiten bei „Only for the Weak“ gedenken lässt. Musikalisch nicht so ganz mein Ding, aber Respekt für diese einem Headliner würdige Show.
Damit endet das dreißigste Wacken Open Air dann auch für uns und wir schicken uns zum Resümee an:
Erneut hat der Veranstalter bewiesen, dass er nicht umsonst diverse Auszeichnungen für „bestes Festival“ und für das beste Sicherheitskonzept einheimsen konnte. Die Organisation war erneut top und auch wenn einige Leute die Unwetterwarnungen nicht nachvollziehen konnten, handelte es sich trotzdem um die einzig richtige Entscheidung. Kleine Abzüge in der B-Note gibt es erneut für das Nadelöhr Bullhead City am Mittwoch, hier sollte wirklich mal überlegt werden, eventuell die Louder Stage auch schon am Mittwoch zu bespielen, um den Andrang etwas zu entzerren.
Über fragwürdiges Drumrum wie das Rekrutierungscenter der Bundeswehr und das Gaming Village hüllen wir mal den Mantel des Schweigens, denn wem es nicht gefällt, der darf es gerne ignorieren und sich auf Wichtigeres konzentrieren.
Wir haben viele musikalische Highlights und gigantische Shows miterleben dürfen, von denen Demons & Wizards, The Night Flight Orchestra und Tesseract meine persönlichen Highlights bilden. Größte Überraschungen waren der mitreißende Auftritt von Life of Agony und der Total-Abriss der Wasteland Stage von Critical Mess.
Dass nicht zuletzt das Wetter unglaublich gut und viel besser als befürchtet ausfiel, setzt einem erneut tollen Wacken Open Air das Sahnehäubchen auf. Mission Jubiläum geglückt und auf die nächsten dreißig Jahre! See you in Wacken – Rain or Shine!
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