Wilko Johnson (GB) – Blow Your Mind
“Ich sollte eigentlich tot sein“’ 2012 wurde bei der aus dem englischen Canvey Island stammenden Gitarrenlegende Wilko Johnson von
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“Ich sollte eigentlich tot sein“’ 2012 wurde bei der aus dem englischen Canvey Island stammenden Gitarrenlegende Wilko Johnson von der Kultband Dr. Feelgood Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium festgestellt. Aber trotz der düsteren Vorhersagen der Ärzte trat er weiterhin und mit neuer Lebenslust live auf und veröffentlichte gemeinsam mit Roger Daltrey das erfolgreichste Album seiner Karriere: „Going Back Home“. Nach dem bemerkenswerten Erfolg dieser Platte gab er bekannt, dass er nun dank einer dritten Meinung – von einem Arzt, der nachts ein zweites Leben als Konzertfotograf führte – und einer lebensrettenden Operation krebsfrei war. Mit seinem charakteristischen Humor sagte Wilko über die späte Wiederbelebung seiner Karriere: “Wenn man gesagt bekommt, dass man stirbt, fühlt man sich doch erst so richtig lebendig.” Mit seinen mittlerweile 70 Jahren hat er nun nach 30 Jahren ein Album eingespielt, das endlich auch einmal neues Material enthält. Über seine ersten neuen Texte seit 30 Jahren sagt Wilko: “Das ist gar nicht so einfach – worüber soll ich mit 70 Jahren denn singen? `Ich liebe Dich, Baby, aber Du hast mir wehgetan?´ Also, ehrlich. Das ist schon ein Problem. Aber ich dachte nie, dass ich mal über verschiedene echte Erfahrungen aus dem wahren Leben schreiben würde – bis ich krank wurde.”
So verarbeitet er in den Songs die Diagnose, die damit verbundenen Lebensumstände und schafft es dabei sich selber treu zu bleiben, seine urtümliche Art des R&B sogar noch zu vertiefen und neue Facetten abzugewinnen. Er ergibt sich nicht in melancholischem Wischiwaschi, sondern unterlegt die Texte mit schmissigen, tanzbaren Rhythmen und Melodien, die zeigen, dass er trotz der Diagnose nie aufgegeben hat und das Leben weiter zelebriert. Als er nach den Erfahrungen der letzten Zeit und allem, was er durchgemacht hatte, wieder ins Studio ging, sagte Wilko folgendes über die zwölf Titel auf „Blow Your Mind“: “Ich hatte eigentlich nicht vor, diese Songs tatsächlich zu benutzen und ich hatte keine Ahnung, ob ich überhaupt nochmal ins Studio gehen würde. Einer der Songs spiegelt genau diese Situation – nachts im Haus zu sitzen und zu wissen, dass es auf das Ende zugeht. Wir haben den Song aufgenommen und er wird auf dem Album sein. Und im Grunde ist er ganz fröhlich geworden!”Produzent Dave Eringa bringt es auf den Punkt: “Ich dachte wirklich nicht, dass ich nach „Going Back Home“ noch ein Album mit Wilko Johnson machen würde. Aber es war mir eine Freude und eine Ehre, seine ersten neuen Songs seit 30 Jahren mit ihm aufzunehmen. Wilko ist einer der echten Gentlemen der Musikwelt – belesen, intelligent und wortgewandt und trotzdem noch total Rock ’n’ Roll!”
Wilko Johnson ist eines der wenig übrig gebliebenen Originale, die in der heutigen Musiklandschaft manchmal so schmerzlich vermisst werden. Er schafft Songs mit Substanz und Tiefgang und beweist, dass man mit 70 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen gehören muss. „Blow Your Mind” ist ein reinrassiges R&B Album, das vor allem typisch britisch klingt, den rauen Charme der sechziger und siebziger Jahre in sich trägt und vielleicht genau deswegen so eindrucksvoll funktioniert. Vielleicht muss man erst dem Sensenmann ein Schnippchen schlagen, bevor man als Musiker derart befreit aufspielen kann.
Fazit: Ein Spätwerk, doch keineswegs ein Schwanengesang.
- Beauty
- Blow Your Mind
- Marijuana
- Tell Me One More Thing
- That’s The Way I Love You
- Low Down
- Take It Easy
- I Love The Way You Do
- It Don’t Have To Give You The Blues
- Lament
- Say Goodbye
- Slamming
Label: Universal Music
VÖ: 15.06.2018
Laufzeit: 41:14 Min.
Herkunft: England
Stil: Rhythm & Blues
Webseite: http://wilkojohnson.com/