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ZEAL & ARDOR – „..wenn ich zu Hause bin, dann schreibe ich Songs…“ – so Manuel Gagneux. Das Interview zum neuen Album „GREIF“

Brandaktuelles -sehr ereignisreiches- Album „GREIF“, laufende Tournee (-sowohl ein paar Headliner-Shows als auch einige Gigs als Support von HEILUNG),

ZEAL & ARDOR – „..wenn ich zu Hause bin, dann schreibe ich Songs…“ – so Manuel Gagneux. Das Interview zum neuen Album „GREIF“

Brandaktuelles -sehr ereignisreiches- Album „GREIF“, laufende Tournee (-sowohl ein paar Headliner-Shows als auch einige Gigs als Support von HEILUNG), da gibt es einiges an Fragen an Mastermind Manuel Gagneux des vielseitigen Projektes Zeal & Ardor, viel Spaß beim Lesen:

MG: Zwei Jahre, sind keine lange Zeit im Musikbusiness. Auch wenn es die „Vö-übliche“ Zeit für Zeal & Ardor ist, wie kommt es, dass es gerade aufgrund des grandiosen 2022er Albums vor Ideen nur so gestrotzt haben muss (wie man nun mit „GREIF“ sieht & hört!), zumal einige Tourneen/Festivals auch zwischendurch stattgefunden haben.
Manuel:
Na ja, wenn ich zu Hause bin, dann schreibe ich Songs, es ist das was ich mache. Ja, das ist meine Lieblingsbeschäftigung. Ich schreibe Musik und wenn dann genug Ideen daraus entstehen, dann gibt es für mich keinen Grund, um sie nicht zu veröffentlichen. Dazu muss ich sagen, dass ich damals nicht sonderlich „Zeal & Ardor-ige“ Musik geschrieben habe, da merkte ich, dass ich vielleicht nicht so mit Herzblut dabei war, drum ist das Album auch etwas anders geworden, ja.

MG: Ist es Dir wichtig die Meinung der Fans und auch Kritiker zu hören bzw. entgegen zu nehmen, zu lesen? Dabei meine ich nicht bloß, dass Dich das vielleicht beim Songwriting beeinflussen sollte oder könnte, quasi um es „jemanden“ Gerecht machen zu wollen, sondern eher das, was gesagt wird, sobald ein Album eben veröffentlicht worden ist?! Also ist es Dir wichtig etwas „Rückmeldung“ zu erhalten oder eher „Egal, ich habe mein „Baby“ fertig und so wolle ich es auch machen“?!

Manuel:
Am liebsten würde ich sagen, es ist mir egal und ich lese so etwas nicht, aber natürlich bin ich neugierig und letzten Endes sind wir ja, bzw. ist unser Leben ist High-School; unser Marktwerk ist wie beliebt wir sind! Daher sind Rückmeldungen schon ein gutes Indiz oder ein Art Richtwert. Aber eigentlich, so wirklich persönlich betrachtet ist es mir durchaus nicht ganz so wichtig. Auch wenn ich durchaus weiß, dass da einiges dranhängt, klar.

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MG: Durchaus, vor allen Dingen, wenn man dadurch/damit auch noch den Lebensunterhalt bestreiten wollen würde?!
…warum oder zunächst Mal, wann -zu welchem Zeitpunkt kam es zu der Erkenntnis die gesamte Band diesmal mit einzubinden? Auch wenn Du natürlich für das Songwriting weiterhin verantwortlich bist, so erscheint es gut 10 Jahre nach der Gründung etwas “strange”, sie jetzt zu GREIF mit ins Studio zu bitten?!
Haben sie dich endlich unter Druck gesetzt oder hast Du einfach diesen “Input” gebraucht, um sich nicht wiederholen zu müssen; neue Impulse zu erhalten?
Manuel:
Nein. Ist eher ein Prozess von „Demokratisieren der Band“; im Sinne von, wenn sowieso jeder dabei ist, wenn es um Entscheidungen geht wie u.a. Tourplanung; daher war es naheliegend, dass sie auch im Studio involvierter sein sollten. Ich finde, Z&A sind am besten, wenn wir live spielen und das hat mit den Menschen zu tun, die eben auf der Bühne stehen. Daher macht es umso mehr Sinn, dass sie mit im Studio dabei sind; was eher längst überfällig war!

MG: Hat dieser (neue!) Ablauf/Prozess „GREIFF“ vielleicht auch damit zu tun, dass ihr nun auch selbst die Label-Sache mit übernommen habt; zumal es nicht mal zwei Jahre gedauert hat und der Vertrag bei MVKA Label ausgelaufen ist?

Manuel:
Redacted ist mein Label, hat aber nichts mit dem Ablauf zu tun. Es gab nie eine Vorgabe, wann wer ins Studio muss oder fertig sein soll, absolut kein Druck. Das sind zwei losgelöste Sachen. Allerdings beide im Zuge dessen, dass es eine Befreiung von allen war und ist. Jeder ist involviert, daher sind wir autonom in unseren Entscheidungen.

MG: Ich habe noch keinen, nennen wir es “roten Faden” bei GREIF mir ausmalen können, dafür ist mir das Werk zu bunt geworden. Ja, vielseitig, wie erwartet, aber dennoch auch umso überraschender. Songs wie „Hide In Shade“, “Fend You Off”, “Clawing Out”, “Disease” oder “Thrill” (-mit zahlreichen fett, tighten Bassspuren) hauen mich regelrecht um. Gibt es für Dich einen “roten Faden” oder ein Konzept bei GREIF, unabhängig davon, dass es wohl ein eher emotionales Album ist: Titel und Coverfigur mit Heimatbezug?!

Manuel:
Ja, aber es ist nicht „met(a)lig“; GREIF ist eine neue Art von derzeitigen Emotionen, die wir uns erlaubt haben. Sonst waren wir eher grimmig oder wütend und jetzt klingt viel mehr Lebensfreude drin, was vielleicht ein bisschen befremdend sein kann, am Anfang – glaub ich zumindest…

MG: Ok, cool, aber hat es für Dich persönlich einen roten Fade, ein Konzept oder so etwas?
Manuel:
Ich finde, es ist wie ein Spin Off. Ich glaube das das Konzept ist, dass wir uns ein bisschen transparenter durch die Musik präsentieren. Hast mich erlebt, ich bin wahrlich nicht der grimmigste Mensch auf der Welt – und ich sehe das Album eher so als „Tapas“. Wenn man ein paar Sachen zur Auswahl vorliegen hat und man kann meines Erachtens nach gute, kleine Gerichte verzehren. Aber es wäre ja eine Lüge, wenn ich Dir sagen würde, es ist ein Konzept dahinter oder so. Keineswegs.

 

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MG: Wie gehst Du an das Songwriting heran, ist erst die Melodie, ein Riff da oder die lyrische Ebene, die Textideen?
Manuel:
Unterschiedlich, von Song zu Song. Manchmal ist es der Text und manchmal ein Gitarrenlick oder etwas kurz Gesungenes oder etwas auf dem Piano. Ich hocke einfach und mach irgendetwas, verfolge dann die Ideen, die ich als interessant ansehe…

MG: …und legst Du in diesem Zusammenhang etwas auch –sofort- zur Seite (für anderweitige Projekte), soll heißen sortierst Du die Ideen entsprechend aus, ob für Z&A, Soft Captain, Filmmusik oder was auch immer?
Manuel:
Kommt drauf an, je nachdem wie schlimm es nicht oder doch dazu paßt:-). Aber ja, kommt schon vor.

MG: Dann komme ich in diesem Zusammenhang der Entstehung des Albums auf das Endprodukt -das finished product- zu sprechen. Warum sind eure Veröffentlichungen oft eher minimalistisch, sporadisch ausgestattet; sehr dünnes, also Slim-Digi, kein Booklet, keine Fotos, keine Lyrics; also kein “dickes” Digipak, kein Gatefold-Vinyl oder gar eine Box (Ausnahme des Debütalbums)? Ich meine, wäre nicht gerade bei dieser Art der vielseitigen (Kunst)Musik da noch einen draufzusetzen, damit der Fan, der gern Geld dafür ausgibt auch noch was in „der Hand“ hat? Ich bin nämlich der Meinung, dass eure Musik nicht (nur) für Streamingdienste gemacht/tauglich ist…
Manuel:
Das habe ich mir noch nie so überlegt und dazu so kein Feedback erhalten. Aber es macht eigentlich Sinn, es ist schon ein Argument, dass man den Fans etwas bieten sollte. Wenn jene auch eben dafür bezahlen; gutes Argument, dass es so entgeltet werden darf. Aber für mich ist das ästhetische Ding das Wichtigste, dass das Objekt an sich schön ist.   Und ich glaube auch, dass es schön ist, ein gewisses Mysterium zu bewahren, zu dem Künstler als solchen. Dass man auch die Freiheit genießen darf da ein bisschen zu träumen was wichtig ist und vielleicht dennoch ein Fragezeichen im Raum liegt. Weil gerade mit diesen gewissen Streamingdienst-, Social Media-Sachen ist es so, dass man den Alltag von „Idolen“ täglich, stündlich miterleben darf, da stirbt für mich persönlich – und das kann nur ich sein – ein bisschen der Zauber von allem, vom gesamten. Ja, das ist eine lange Ausrede für „kein“ Booklet, aber…

MG: Und wie ist es diesmal mit einer Vinyl-Ausführung, zumindest auch als 45 RPM, wie u.a. bei „Strange Fruit“ und „Zeal & Ardor“?
Manuel:
Das ist eben das Ding, wir machen einen Spagat. Wir möchten ein Luxusprodukt machen um die 180g, aber dann höre ich Greta im Nacken ankommen und schreien „…wieso machst Du das, diese Produktschlacht:-)“ & „wieso nun eine Doppel-LP“ und „überhaupt“…
MG: Na ja, Qualität!
Manuel:
Ja, ok, aber wir haben diesmal nur EINE Edition fertigen lassen; veröffentlicht. Weil ich es auch schön finde, dass jemand nicht das Gefühl hat, er könnte sich das nicht leisten eine andere Version zu kaufen. Und aus rein egozentrisch-finanziellen Punkt macht es enorm viel Sinn, jetzt nicht auf einen riesen Stock von 45 RPM, 180 g., Shiny-Splatter-schieß-mich-tot-Platten zu legen; ja, das ist es eben. Und ganz ehrlich, der Unterschied ist je nach Presswerk, nicht groß. Wir haben einige Testpressungen von GREIF bekommen; ob 45rpm oder slowspeed (33 1/3), der Unterschied war minimal, ich konnte fast nichts als Unterschied bemerken.

MG: Eine Frage zur Vergangenheit: in welchem Moment (oder welches Ereignis!) hast Du für Dich Musik entdeckt, sozusagen: „Kunst/Musik ist das, was ich will und Zeal & Ardor ist eins der zahlreichen Projekte/Ergebnisse daraus, die ich kreiert habe, etablieren (haben) möchte“?
Manuel:
Das war schon ziemlich früh, irgendwie; als Teenager, um die 14, habe ich angefangen Gitarre zu spielen und alles andere drum herum hat mich ziemlich wenig interessiert. Dann war ich in einer Band und habe dabei gemerkt, dass ich mit als einziger das eher ernst nehme, alle anderen eher nur Bier trinken und es lustig haben wollen. Daher habe ich mich im Frust an den Computer gesetzt und meine eigene „Musik“, meine Ideen, angefangen zu machen, das war der Moment, wo ich gemerkt habe „Ach, kann ja nicht alle so deswegen rumheulen – anstatt zu meckern, kann ich einfach Musik machen“. Da hatte ich mir vieles selbst beigebracht und wenn man als Teenager keine Freundin hat, dann hat man viel Energie für solche Dinge übrig:-)

MG: Durchaus; ok, wieder zur Musik, dem hier und jetzt. Wie waren die bisherigen Shows für euch, mit den neuen Songs auf der Bühne und eben der Tournee mit HEILUNG – nicht das erste Mal, dass ihr für sie eröffnet- zumal die Sounds gegensätzlich nicht hätten sein dürfen?!
Manuel:
Ja, das läuft ist cool; der Mix funktioniert auch bisher. Auch beim Festival in Norwegen, als wir dort gemeinsam aufgetreten sind hat es wunderbar funktioniert. Beide Bands haben eine rituelle Note,…

MG: …auch wenn der Sound als solches komplett anders ist; wie empfinden es die Fans vor der Bühne, kriegt ihr das mit?
Manuel:
Ja schon. Wir hatten auch schon viele Leute, die wegen uns auch zu den Shows gekommen sind, weil sie uns z.B. letztes Jahr in Gelsenkirchen im Vorprogramm gesehen haben. Das hat mich durchaus überrascht und ich denke, das alles ist homogener als man es vermuten mag.

MG: Und welche Bands würdest Du mitnehmen, um für euch zu eröffnen; welche Wünsche würdest Du äußern, um einigen Bands zu helfen, unter die Arme zu greifen, denen einen Schub zu geben und somit einem breiteren Publikum vorzustellen?!
Manuel:
Ein paar lokale Bands, aus Basel gäbe es da schon, die passen würden. Daher ein paar Wünsche hätte ich schon, vor allen Dingen Bands, die ich selbst cool finde. Aber einige davon sind zu groß für uns, um im Vorprogramm zu spielen. Aber Brutus wäre super, Kvelertak wäre wahrscheinlich so ein Co-Headliner-Ding; es gibt eine Band die ich mag, nämlich der Sohn von dem Schlagzeuger von THE POLICE, der hat eine Band, die heißt HOT HEAD SHOW und das ist die beste Liveperformance, die ich je gesehen habe. Aber ich weiß aktuelle nicht, ob Hot Head Show noch aktiv ist.

MG: Und für wen würdet ihr als Zeal & Ardor gern eröffnen, also Support von:
Manuel:
BJÖRK…
…NINE INCH NAILS,

MG:…OASIS:-) – zumal sie nun verkündet habe, dass sie wieder zusammen sind;
Manuel:
:-)…ich würde nicht nein sagen; es wäre sicherlich ein skurriler Nachmittag; auf jeden Fall noch skurriler als mit HEILUNG.

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DANKE für´s Gespräch…
Viel Erfolg auf der Tour und die folgende Headlinertour durch die USA;
bis zum nächsten Mal und alles Gute für Dich und Euch!

Quelle & © live-/interview-Bilder: Arthur (Metalglory.com); Rest: SailorEntertainment//Redacted Label