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ZOMBIE RIOT – Interview zum neuen Album „World Epitaph“ und zu vielem mehr

Die Hannoveraner Herren ZOMBIE RIOT haben mit „World Epitaph“ ein grandioses Stück traditionellen Death Metal mit einer gehörigen Prise

ZOMBIE RIOT – Interview zum neuen Album „World Epitaph“ und zu vielem mehr

Die Hannoveraner Herren ZOMBIE RIOT haben mit „World Epitaph“ ein grandioses Stück traditionellen Death Metal mit einer gehörigen Prise Punk veröffentlicht. Das ist die Gelegenheit, nicht nur über das Album zu reden, sondern über Musik und das Leben an sich. Genießt also, was die Band zu sagen hat!

Wenn das Album eine Botschaft in sich trägt, welche ist das? Sind es die Texte, ist es der Inhalt? Oder sind es die Atmosphäre, die Stimmung, die Aura Eurer Musik? Ist es das, was zu uns spricht und auf das wir mit unserem Herzen hören sollten?

Bei uns steht eindeutig die Musik im Vordergrund. Texte und Artwork sind natürlich auch nicht ganz unwichtig, aber wenn man schon eine Botschaft suchen möchte, dann kann man sie am ehesten in der Mucke finden: Dreh die Regler auf, schnapp dir ein kühles Bier und hab ne geile Zeit! Musik soll in erster Linie unterhalten und das ist bei uns auch nicht anders. Wir machen das, worauf wir Bock haben und wenn es anderen gefällt, umso besser.

Es gibt auch kein vollständiges Konzept auf „World Epitaph“, aber schon sowas wie einen roten Faden. Das Cover bringt das Grundthema eigentlich ganz gut auf den Punkt. Der Mensch als Vernichtungsmaschine seiner eigenen Lebensgrundlage, dargestellt als zombiehafte Figur, die die Welt verschlingt.

 

Ich finde, musikalisch geht Ihr den Weg Eures Debüts konsequent weiter, d. h. es gibt auf „World Epitaph“ einfach noch mehr von der Formel, die Ihr anscheinend für Euch gefunden habt. Vor allem mag ich die punkige Note sehr, die Ihr auch schon auf Eurem Debüt „Reign of rotten Flesh“ gepflegt habt (etwa bei „Colossus Realm“). Woher kommen diese Einflüsse?

Nun ja, wir sind ja alle irgendwo Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger musikalisch sozialisiert worden und das war genau die Zeit, in der der Death Metal seinen rasanten Aufstieg hatte. Davon ist bei allen was hängen geblieben.

Die Songs stammen größtenteils aus der Feder von unserem Gitarristen Christopher, der auch schon den meisten Songs auf dem Debüt seinen Stempel aufgedrückt hat. Ich sehe aber schon große Unterschiede zwischen den Songs auf beiden Alben. Die neuen Tracks sind abwechslungsreicher und detaillierter arrangiert als noch auf dem Debüt. Die punkige Note kommt vermutlich u.a. von seiner Vorliebe für Terrorizer und gipfelt diesmal ja sogar in einem fast reinen Grind-Song. Live funktionieren diese Parts auch immer ziemlich gut.

Ich finde, „World Epitaph“ zeigt gerade im Außenbild, also beim Cover und beim Logo, im Vergleich zum Debüt deutlich mehr Professionalität. Was war der Auslöser, was war der Grund, hier ein neues Maß an Qualität erreichen zu wollen?

Im Nachhinein gibt es immer Sachen, die einem dann erst als verbesserungswürdig auffallen. Zum Beispiel war die Optik unseres Debüts zwar für seine Zeit durchaus in Ordnung, doch wollten wir uns damit diesmal einfach mehr Zeit lassen und etwas mehr Einfluss auf die Gestaltung haben. Das Cover von „World Epitaph“ stammt nun von Timon Kokott, dessen Arbeit ich schon eine ganze Weile verfolgt hatte. Ich habe Timon dann irgendwann kontaktiert und er hatte auch Interesse daran, mit uns zu arbeiten. Nachdem das Grundkonzept klar war, hat er losgelegt und erstmal alles von Hand gezeichnet. Wobei wir ihm vermutlich mit unseren ganzen Sonderwünschen ziemlich auf den Sack gegangen sind. Am Ende kam dann noch die digitale Farbgestaltung hinzu. Das Ergebnis war dann aber so gut, dass wir Timon auch gleich anfragten, ob er uns nicht auch noch ein passendes Logo entwerfen könnte. Das alte Logo war irgendwie nicht mehr zeitgemäß. Da wir wussten, dass sich die Musik des Albums ein gutes Stück weiterentwickelt hatte, war es nur logisch, gleich eine komplette Frischzellenkur vorzunehmen.

Was muss Eurer Meinung nach heute eine Thrash Metal Band haben, um Identität zu gewinnen und einzigartig zu sein?

Puh, schwere Frage, da wir alle, wenn man von den alten Klassikern und Ausflügen in den Black/Thrash-Bereich absieht, nicht mehr unbedingt viel im Thrash-Kosmos unterwegs sind.

Das Wichtigste ist hier vermutlich Authentizität. Die Leute merken recht schnell, ob das, was eine Band macht, aufgesetzt ist oder nicht. Und dann kommt natürlich noch hinzu, ob dir die Band live die Rübe wegknallt. Das ist es, was sich die Leute merken.

Was ist Eurer Meinung nach der ideale Weg für Euch als Band, Eure Arbeit und Eure Musik voranzubringen?

Ach, solange der ganze Scheiß noch Spaß macht, ist der Weg schon mal nicht sehr falsch. Ich glaube, wir haben da für uns auch einen ganz guten Weg gefunden. In vielen unserer alten Bands wurde jede Probe zur ausufernden Party. Das ist bei ZOMBIE RIOT mittlerweile nicht mehr so. Es wird schon recht konzentriert gearbeitet und meist nur wenig gequatscht. Neue Songs werden erstmal in Ruhe ausgearbeitet und zum Schluss steuere ich dann die Lyrics und die Gesangsspur bei. So fahren wir bislang eigentlich ganz gut. Ob es für Album Nummer drei auch so ablaufen wird, wird sich zeigen. Seit einem Jahr ist Gitarrist Tobias mit an Bord, und er wird vermutlich jetzt auch Songideen mit beisteuern. Erste Hörproben klingen schon mal recht vielversprechend.

Aber jetzt wollen wir erstmal wieder auf die Bühne. Ende März geht es los und einige Gigs stehen schon für dieses Jahr. Ein paar Lücken im Kalender haben wir aber noch vor zu schließen.

Auf welche Dinge sollte eine Band Eurer Meinung nach verzichten, um erfolgreich zu sein? Oder andersherum gefragt: Habt Ihr jemals etwas in Eurem Leben etwas für eine bessere Zukunft der Band geopfert?

Wir sind ja keine Profis und zum Glück nicht darauf angewiesen, auf Teufel komm raus Erfolg haben zu müssen. Heißt, wir können machen, was wir wollen, was an sich eine ziemlich komfortable Position ist. Wir haben alle Jobs und man kann dann schon etwas lockerer damit umgehen, wenn einem der nächste schlechtbezahlte Gig nicht den Kühlschrank füllen muss.

Früher war das sicher mal anders. Wenn ich an meine eigene Zeit zwischen 16 und 28 denke, gab es vor lauter Proben, Parties, Konzerten etc. kaum andere Themen als die Band(s). Irgendwann kam dann natürlich die Erkenntnis, dass es insbesondere mit einer Musikrichtung wie Death Metal nicht unbedingt einfach ist, kommerziellen Erfolg zu haben, und dieser Wunsch ist dann auch recht schnell wieder in den Hintergrund gerückt. Jetzt geht es nur noch darum, ein paar geile Shows zu spielen und coole Songs aufzunehmen und im besten Fall die Kosten wieder reinzukriegen.

Was ist für Euch die ideale Live-Show als Performance-Band. Habt Ihr das schon einmal erlebt – und wenn ja, was hat es in Euch ausgelöst?

Wir hatten schon einige geile Gigs, an die wir uns immer wieder gern erinnern. Ob das jetzt die Idealshow war? Keine Ahnung.

Wichtig ist, dass der Sound stimmt, die Show gut organisiert ist und die Leute vor der Bühne Bock auf den Scheiß haben. Dann läuft der Rest ganz von allein.

Welche Ziele habt Ihr persönlich und mit der Band? Wo sehr Ihr Euch in zehn Jahren, wo wollt Ihr da gerne sein?

Wenn alles gut läuft: Noch nicht im Altersheim zu sein, wäre schon mal ein Anfang.

Wie gesagt, jetzt erstmal live zocken. Ein paar gute Clubshows und Festivals spielen. Nebenbei werden wir ein paar neue Songs basteln. Ein drittes Album ist zumindest theoretisch geplant. Wenn alles passt und nicht wieder irgendwelche Viren oder andere Freaks die Erde heimsuchen, brauchen wir vielleicht auch nicht wieder 5 Jahre bis zur Veröffentlichung. Weiter denken wir erstmal nicht. Frag uns nach der nächsten Platte nochmal.

Abschließende Frage: Was ist für Euch der beste Coversong aller Zeiten?

Jetzt willst du es aber wissen. Ich glaube, da würde jeder von uns anderes antworten. Chris würde vermutlich „No Quarter“ von Crowbar nennen, ich schmeiße mal „Forged in Fire“ von Benediction ins Rennen und unser Basser Miro steht auf „Riders on the Storm“, welches ebenfalls von den Briten vertont wurde.

 Und wenn Ihr noch was loswerden wollt, dann nur zu:

Danke fürs Zuhören! Wer Bock und Zeit hat, kommt am 31.03. zu unserer Release-Show in Hannover. Alle Anderen sehen wir hoffentlich bei einem der anderen Gigs!

P.S. Vielen Dank, meine Herren, für die informativen Neuigkeiten und Einblicke. Neben dem wahrlich superben Geschmack bei den Coversongs kann ich an dieser Stelle nur noch einmal wärmstens das neue Album „World Epitaph“ empfehlen. Und auch ich hoffe, wir sehen uns irgendo im Pit!

Hendrik

 

Das Interview wurde per E-Mail geführt.

Quelle/Copyright der Bilder: ZOMBIE RIOT / Kernkraftritter Records